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des Ritterlebens der georgischen Hauptstadt für die Sünden seiner Jugend Busse thut. Seine Reue und der Wille als frommer, nur um sein Seelenheil besorgter Christ sein Leben zu beschliessen, mag ernst gewesen sein, denn sonst hätte er nicht so lange in der Einsamkeit des Klosters ausharren können, aber doch erwachte noch einmal in ihm die alte Künstlernatur, als der Ruhm eines neuen in Tiflis aufgetretenen Sängers auch in seine Zurückgezogenheit drang. Da flammte der Ehrgeiz des alten Aschuchs auf, denn er konnte es nicht über sich bringen, dass er, der Gefeierte, der einstige Held aller Gelage, der gewesene Liebling der schönsten Frauen, der Liebling des Königs Heraklius, von einem andern übertroffen werden sollte. Er ergriff also seine Geige oder Kamantscha, von der er einst gesungen hatte:

Kein Instrument freut so das Ohr,
Du klingest wie ein Musikchor!
Der Böse kann dich nicht vertragen,
Du bist für ihn wie Fastenplagen,
O deiner harrt noch bessre Zeit,
In meiner Hand kommst du noch weit.

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Arthur Leist: Litterarische Skizzen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LeistLitterarischeSkizzen.pdf/20&oldid=- (Version vom 1.8.2018)