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durch seine würdevolle Rede voller Aufrichtigkeit und reiner Vaterlandsliebe. Trotzdem hatten seine Bitten und Vorstellungen wenig Erfolg. Als ihm dann seine Konstantinopeler Landsleute zu verstehen gaben, dass er umsonst an die europäischen Kabinette geklopft habe, sagte er, dass alle andern auf dem Berliner Kongresse die Grütze mit eisernen Löffeln aus dem Kessel geschöpft hätten, während sein Löffel von Papier und daher zum Schöpfen untauglich gewesen sei.

Bald nach seiner Rückkehr nach Konstantinopel wurde er zum Bischofe von Wan ernannt und hier wartete seiner eine Thätigkeit, der er allein gewachsen war. Jetzt kamen die Folgen des Krieges, nämlich eine schreckliche Hungersnot, die sich fast über ganz Armenien erstreckte und der Tausende zum Opfer fielen. In diesen schweren Tagen zeigte Chrimian seine ganze Seelengrösse und Menschenliebe, denn mit rastloser Energie war er besorgt, für die Hungernden Brot zu schaffen, überall hin sandte er Aufrufe und bat um Geld, Getreide und Kleidungsstücke und er hatte die Freude,

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Arthur Leist: Litterarische Skizzen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LeistLitterarischeSkizzen.pdf/176&oldid=- (Version vom 1.8.2018)