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schmälerte und die Verwaltung der nationalen und kirchlichen Angelegenheiten in die Hände des ganzen Volkes legte. Übrigens war der Augenblick, in dem Chrimian den Patriarchenstuhl bestieg, ein höchst schwieriger, denn er übernahm gleichzeitig eine bedeutende Schuldenlast, die durch die spärlichen Einkünfte auf keine Weise zu tilgen war. Doch der Geistliche und Dichter zeigte sich hier als der richtige, von einem praktischen Sinne begabte Mann und durch Sparsamkeit und ein anspruchsloses Leben gelang es ihm in Kurzem alle Schulden zu bezahlen. In seiner neuen hohen Stellung blieb Chrimian derselbe einfache Volksmann, der er bisher gewesen war und unablässlich war er für das Wohl seiner Landsleute thätig. Sein Haus in Konstantinopel war wie ein Wallfahrtshaus, in welchem Alle, die Unterstützung, Rat und Trost suchten, bis aus den weitesten Gegenden Armeniens zusammen strömten. Alle besuchten den ehrwürdigen Hairik, das „Väterchen“, wenn sie Not oder Unbill zu erleiden hatten und keiner verliess ihn, den er nicht befriedigt, getröstet

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Arthur Leist: Litterarische Skizzen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LeistLitterarischeSkizzen.pdf/172&oldid=- (Version vom 1.8.2018)