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scheint jedoch nur selten seine Gnade in reichlichem Masse auf die Aschuchs zu ergiessen, denn die meisten derselben sind schlechte Sänger und trotz der Leichtigkeit, mit welcher sich orientalische Sprachen dem Reime fügen, nur sehr gewöhnliche Dichter, die wohl alles, nämlich Liebe, Lust und Leid, schöne Augen, Blumen und Sterne, Wein, Tanz und Schmausereien besingen, aber nur selten über das Banale hinauskommen. Doch unter den Aschuchs giebt es auch Dichter von Geistes Gnaden, begeisterte Sänger, die feurigen, echten Wein kredenzen, die wie „Seher“ die Wahrheit ergründen und Weisheit predigen. Solche Aschuchs sind keine Eintagsfliegen, ihre Lieder verklingen nicht wie die Lieder der Nachtigallen, sondern klingen fort von Geschlecht zu Geschlecht und tragen den Ruhm des Sängers in die Zukunft. Dabei ist es nicht nur das Wort, in dem sie weiter leben, sondern viele Lieder werden in den Dawtars der Nachwelt bewahrt. Der „Dawtar“ ist das Tagebuch des Sängers, in welchem er seine Lieder und manche seiner Erlebnisse aufzeichnet

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Arthur Leist: Litterarische Skizzen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LeistLitterarischeSkizzen.pdf/13&oldid=- (Version vom 1.8.2018)