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besassen die armenischen Volkssänger einen beträchtlichen Einfluss und viele von ihnen wurden wie Propheten verehrt, denn sie waren gewissermassen Befestiger des Christentums und bekämpften sehr nachhaltig den sich ihrem Volke gewaltsam aufdrängenden Islam. Viele von ihnen waren in der heiligen Schrift sowie im Koran bewandert, so dass sie bei einiger Beredsamkeit oft die mahomedanischen Mollahs zum Schweigen brachten und doch dabei immer unbehelligt blieben, denn sie standen ja unter dem Schutze des Surp-Karapet, der weit und breit als der Sultan von Musch bekannt war und auch in den Augen der Mahomedaner hohes Ansehen besass.

Die Bedeutung der armenischen Volkssänger ist verschieden und von ihrer Befähigung abhängig. Zur untersten Klasse gehört der „Hach-hanoch“ oder Dichter, der nur Lieder abfasst, sie aber selbst nicht vorträgt. Dann kommt der „Hach-assoch“ oder Liedervortragende, welcher dichtet und singt. Der höchste ist jedoch der „Aschuch“, welcher die von ihm verfassten Lieder selbst vorträgt und

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Arthur Leist: Litterarische Skizzen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LeistLitterarischeSkizzen.pdf/10&oldid=- (Version vom 1.8.2018)