Nicht so reich, wie voriges Jahr, war diesmal unsere Ausstellung, doch gab es des Erfreulichen, Guten und Schönen auch viel; nur das Auffallendste und Merkwürdigste davon sey hier angedeutet. So wie man von der schönen Terrasse hinauf in den heitern Saal trat, drängte sich jedem vergleichenden Beobachter gewiß zuerst die erfreuliche Bemerkung auf, welche auffallenden Fortschritte die Schüler der hiesigen Akademie unter der jetzigen Leitung machen, und wie viel reiner und gediegener der Stvl dieser Schule ist, als er noch vor sechs bis acht Jahren war.
Unter vielen trefflichen Zeichnungen nach Gyps und Akten nach der Natur zeichnen sich die die Schüler der Herrn Professoren Hartmann und Matthäi ganz besonders aus. Aeußerst verdienstvoll für die gründliche Bildung der jungen Leute vom Anfang an, ist der unermüdete Eifer, womit der Herr Professor Seyfert, Lehrer, der Akademie, sie leitet, und ihnen in den Propyläen der Kunst nicht allein zeichnen, sondern künstlerisch sehen, denken und beobachten lehrt. Der Fleiß dieses bescheidnen, wackern Mannes wirkt allseitig hin, und wo sonst die Kunst oft nur hanadwerksmäßig getrieben wurde, bringt er dafür Kunstgeschmack und Sinn in das Handwerk, wie es die Arbeiten der unter seiner Leitung aufblühenden Indnstrieschule beweisen.
Doch wir wollen uns nun von diesen allgemeinen Betrachtungen zu den Gemälden einzeln wenden. Die lieblichen kleinen Landschaften von J. T. E. Faber sind der Natur abgelauscht, der junge Künstler Graff, Sohn des berühmten Portraitmalers, versetzt uns ganz in die Umgebungen von Subiaco, Albano und Rom, und zeigt uns in verschiedenen reizenden kleinen Landschaften, mehrere der interessantesten Standpunkte jener Gegenden. Auch die Landschaften von K. G. T. Faber verdienen genauere Betrachung; sie sind mit Geist und Geschmack ausgeführt. Das Portrait des Künstlers selbst von Wilh. Scheben, Schüler des Professor von Kügelgen, hat Kraft und Wahrheit, aber weniger Zartheit und Anmuth, als man es von einem Schüler dieses Meisters erwarten sollte. Der schöne Amor von Mengs ist von Fr. Milde, Schüler des Professor Rösler, recht brav in Pastell copirt; möchte der talentvolle Jüngling nie seine Zeit an so geschmacklose Originale verschwenden, wie, die Lionerin von Liotard es ist! Die fleißige Künstlerin Therese von Winkel giebt uns wieder mehrere treue Kopieen nach Corregioo, Holbein, Maratti und Kügelgen, die aufs Neue den Wunsch erwecken, daß ihre vielen Arbeiten sich nicht so verstreuen, sondern zu einer Sammlung vereinigt werden möchten. Ausgezeichnet schön sind die Blumen, Früchte und Vögel von August Friedrich, zart und fleißig en gouache ausgeführt und geschmackvoll geordnet, besonders ist ein unter hohen Stauden und Gräsern brütendes Rebhuhn von demselben Künstler trefflich in Oel gemalt. Eine Copie der reizenden heiligen Cäcilie war von L. Klaß recht sehr fleißig und sorgsam gemalt, doch leider durch ein zu schnelles Uebermalen, ehe es
- ↑ Da zwei geachtete Kunstkenner uns ihre Ansichten über diesen der vaterländischen Kungeschichte angehörigen Gegenstand für diese Zeitung mitgetheilt haben, so wird nächstens eine zweite Schilderung dieser Kunstausstellung folgen.
Unbekannt: Einige Worte über die diesjährige Dresdner Kunstausstellung im August 1817. F. A. Brockhaus, Leipzig 1817, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Leipziger_Kunstblatt_Dresdner_Kunstausstellung_1817.djvu/1&oldid=- (Version vom 21.9.2024)