Widerstreben seines Vaters, auf die Akademie; durch Erteilung von Zeichenstunden verschaffte er sich zum größten Teil seinen Unterhalt selbst. Im Jahre 1824 reiste er nach Paris, damals das Rom der Blumenmaler. Mit wenig Geld und viel Ver- trauen kam er an. Das Glück wollte ihm wohl; sein Talent verschaffte ihm Verdienst und Gönner, so daß er sogar zum Unterricht der Kinder des Königs Louis Philipp berufen wurde und den Professortitel erhielt. Nach der Vertreibung des Königs erhielt er die Stelle eines künstlerischen Direktors der berühmten Gobelinmanufaktur zu Beauvais; um 1851 kehrte er nach Paris zurück. Seine Gemälde, meist Blumen und Landschaften, wurden gern gekauft; zwei seiner Bilder fanden auch Aufnahme in der Gemäldesammlung des Louvre. Nach mehrfachen Reisen in Südfrankreich, das er besonders liebte, kam er 1858 nach Meißen zurück und siedelte 1861 nach Dresden über, wo er noch manches Gute auf dem Gebiete der Blumenmalerei schuf. Er starb, verehrt und geachtet von seinen Schülern und Fachgenossen, am 10. Januar 1872 in Dresden. Julius Steglich,140) geb. den 6. Februar 1839 in Meißen. Sein Vater war Beamter und starb ihm zeitig, so daß es der Mutter oft sehr schwer wurde, mit noch sieben Kindern durch- zukommen. Dadurch, daß seine älteren Geschwister dauernden Aufenthalt in Dresden nahmen, wurde es ihm möglich, seine Fähigkeiten im Zeichnen auf der Kunstakademie weiter zu bilden. Nach beendeten Studien auf derselben fand er Auf- nahme im Atelier von Professor Bendemann und nach dessen Berufung nach Düsseldorf bei Schnorr von Carolsfeld. Hier ent- stand unter den noch frischen Eindrücken der Bendemannschen Schule sein erstes Bild „Die Aussetzung des Moses“, welches der Kunstverein in Dessau ankaufte; es befindet sich in der Gemälde- galerie der Herzogin von Bernburg. Sodann malte er als Schäferidylle das Liebespaar „Angelika und Medor“ aus Ariost’s Rasendem Roland (im Besitz des Herrn Rittmeister v. Ende in Borna). Auf dieses Bild folgten zwei Darstellungen aus der Odyssee: „Wie Odysseus schlafend nach Ithaka gebracht wird und wie ihn seine Amme beim Fußwaschen erkennt“. — Nach seiner Verheiratung in Dresden wendete er sich dem Holzschnitt zu und hat für denselben namentlich viel biblische Bilder ge- zeichnet. So erschien von ihm eine Bilderbibel für Kinder im Verlag von Justus Naumann. Nur infolge Auftrags hat er seitdem größere Ölbilder gemalt. So einen segnenden Christus auf Wolken für die Kirche in Hirschfelde bei Zittau und ein
140) Eigene Mitteilungen des Künstlers.
Wilhelm Loose: Lebensläufe Meißner Künstler. C. E. Klinkicht & Sohn, Meißen 1888, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lebensl%C3%A4ufe_Meissner_K%C3%BCnstler.pdf/92&oldid=- (Version vom 13.12.2024)