„Widerspenstige Schüler“, „An der Schandsäule“ (Dombaulotterie).
Andere Stoffe gewährte das Leben der kleinstädtischen und bäuerlichen Kreise, das ihm von Haus aus bekannt ist und dessen Kenntnis er auf häufig wiederholten Kunstreisen erweiterte. Seine erste derartige Reise ging an die Mosel, wo er in Moselkron die größte Ausbeute fand; dann besuchte er Schwaben, den Oberrhein, Hessen und Westfalen. Die in diesen Gegenden gesammelten Motive erscheinen in folgenden Gemälden, außer den schon früher genannten: „Kirchenschmückung vor der Trauung“ 1874, welches ihm auf der Londoner Ausstellung die silberne Medaille eintrug, desselben Ursprungs, wie das in dem gleichen Jahre vollendete „Aus dem Schwarzwald“ (im Haag) und „Die Alten“ (J. J. vom Rat zu Köln); 1875: „Flüchtige Bekanntschaft“ (Dombaulotterie); 1876: „Die Hausandacht“, ein vorzügliches, durch schlichte Wahrheit des Ausdrucks ausgezeichnetes Bild (Schulte in Düsseldorf), „Abgewiesen“ (Dombaulotterie); 1877 folgte das Gemälde „Der Steuerzahltag“ (Dresdner Galerie). Der Künstler wurde zu demselben angeregt, als er in dem alten Rathaussaale zu Rheinfelden am Oberrhein Interieurstudien machte und die Bürger und Witwen des Ortes ihre Steuern erlegen sah.[WS 1] Besonders hervorragend ist dieses Werk in der Behandlung des Interieurs, welches die Scene auf meisterhafte Weise zusammenschließt. Die Gegenwart dürfte in bezug auf diesen Punkt wenig Besseres aufzuweisen haben. Das Jahr 1878 brachte nach einer Reise in den hessischen Landen das durch Mohns Stich in weiteren Kreisen bekannt gewordene „Jubiläum des Veteranen“, eines alten Auszüglers, dem der Pfarrer eine Dekoration, der Ortsschulze ein Säckchen mit Geld zu seinem Ehrentage bringt, während die Familie Kranz und Topfkuchen gespendet hat. Überaus wahr und überzeugend ist der erstaunte, bescheidene, immerhin schon etwas stumpfe Ausdruck im Gesichte des alten Waterlooers, die Freude der Alten über die Ehre, die ihrem Manne widerfährt, und ihr eigener Stolz; höchst anziehend der Widerschein pietätvoller Teilnahme in den liebenswürdigen Zügen der verheirateten Tochter, welche diejenigen der Frau des Künstlers sind. (Stadtrat Paul Dauß in Dresden.) Ein Gemälde „Schachspieler“ (Kunstverein) schloß sich an. Im folgenden Jahre fand sich der Künstler gelegentlich des großen Schützenfestes zu Düsseldorf angeregt, die „Künstlertoilette hinter einer Schaubude“ darzustellen (Holzschnitt in Schorers Familienblatt), wobei er das feinste Maß beobachtete, und darnach wiederholte er die „Hausandacht“ (Bankrendant Pich in Düsseldorf). Im Jahre 1881 schuf Oehmichen
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Satzzeichen ergänzt
Wilhelm Loose: Lebensläufe Meißner Künstler. C. E. Klinkicht & Sohn, Meißen 1888, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lebensl%C3%A4ufe_Meissner_K%C3%BCnstler.pdf/81&oldid=- (Version vom 13.12.2024)