großes Ölbild an (jetzt als Depositum in der Sammlung des Meißner Geschichtsvereins), eine Häuserpartie an der Triebisch mit dem malerischen Grünertschen Hause. Während des Malens dieses Bildes entschloß ich mich, Maler zu werden. Mein Vater war über diesen Entschluß anfangs sehr betroffen, willigte aber doch schließlich ein. Nun galt es einen andern Zuschnitt. Auf Schlechtes Anraten ging ich zu Ludwig Richter nach Dresden, der mich an die Akademie wies und versprach, sich meiner thunlichst anzunehmen. Ostern 1858 begann ich mein Studium. Nach drei Jahren trat ich ins Atelier von Ludwig Richter, wo ich bis Ostern 1866 verblieb, um im Juni desselben Jahres nach dem Tode meines Vaters nach Italien zu wandern. Daselbst blieb ich über ein Jahr. Dann kehrte ich nach Dresden zurück. Für ein daselbst 1868 gemaltes Bild erhielt ich nebst meinem Freunde und Studiengenossen Albert Venus das große Staatsstipendium zu einer zweiten Reise nach Italien. So reiste ich denn im Oktober 1868 nach Rom. Hier im Verkehr mit Berliner, Düsseldorfer und Münchner Künstlern empfing ich viele Anregungen; ich nenne vor allen Friedrich Gesellschap, A. v. Werner, Lutteroth, Kanold u. a. In Rom entstanden die Bilder „Ostermorgen in der Campagna“ und „Torre del Quinto bei Rom“. Als ich im November 1869 zurückgekommen war, mußte ich meinen an den Augen leidenden Meister Ludwig Richter in dem Klassenunterricht an der Akademie vertreten. Von dieser Zeit an trat ich erst recht eigentlich mit ihm in künstlerisch innigen Verkehr und habe tiefe Einblicke in seine Künstlerseele gethan und eine unendliche Fülle von Anregungen von ihm empfangen. Da kam das Jahr 1870. Ich hatte ein großes Bild „Apollo unter den Hirten“ (im Besitze meines Schwagers E. Piltz in Meißen) in italienischer Landschaft in Arbeit, als die großen Kriegsereignisse sich vollzogen; diese Zeit öffnete mir die Augen wieder für deutsche Natur und deutsches Leben. Ich malte ein kleines Bild „Frühlingssonntag“, ein einfaches Motiv aus der Dresden-Striesener Umgebung. Der Eindruck, den das Bildchen auf der Berliner Ausstellung machte, war für mich geradezu überraschend. Ich erhielt darauf eine Reihe von Aufträgen, die mich fast vier Jahre beschäftigten. 1875 führte ich Sgrafitti in Schönprießen bei Aussig aus, darstellend die vier Jahreszeiten zu der Bibelstelle: So lange die Erde stehet, soll nicht aufhören u. s. w., und wiederum daselbst 1879 solche aus der Schweizergeschichte, ebenso 1875 die vier Jahreszeiten in einer Villa in Dresden und 1876 die Malereien im Hoftheater in Dresden. Im Jahre 1879 trat der bekannte Kunstfreund Cichorius in
Wilhelm Loose: Lebensläufe Meißner Künstler. C. E. Klinkicht & Sohn, Meißen 1888, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lebensl%C3%A4ufe_Meissner_K%C3%BCnstler.pdf/73&oldid=- (Version vom 12.12.2024)