den Ärzten gehoffte Stärkung seiner schwankenden Gesundheit brachte aber diese Reise nicht. In Padua erkrankte er und mußte zurückkehren. Mit Mühe erreichte er Wien, und dort starb er am 23. Oktober 1845. Die herbeigeeilten Seinigen fanden ihn schon nicht mehr am Leben. Nach seinem Wunsche wurde er in Dresden auf dem Annenkirchhofe in der Nähe seiner Eltern bestattet. – Matthäis Bedeutung als Künstler und Lehrer hat wohl sein Schüler, der Maler Freiherr von Oër, am besten gewürdigt. „Matthäi gebührt das Verdienst, seiner sächsischen Heimat zuerst wieder eine ernstere Auffassung, einen strengeren Stil der Zeichnung gezeigt zu haben. Den Einfluß, den die Antike auf unsere Kunstbildung haben kann, überschätzte er allerdings. Dies aber lag in den Principien, wie sie damals von David und seiner Schule ausgehend sich fast über ganz Europa verbreiteten und namentlich in Italien herrschend wurden. Doch hielt sich der deutsche Meister fern von der Gefallsucht und der theatralischen Affektation der Franzosen und Italiener und stellte dagegen wissenschaftliche Gründlichkeit oben an. Er selbst war ein theoretisch gebildeter, fester, wenn auch nicht immer geschmackvoller Zeichner. Der Hellenismus jener Richtung mußte indes den religiösen Darstellungen, die nun einmal in einem ganz andern Elemente leben, eine gewisse plastische Kälte geben, wogegen ihm aus der antiken Welt geschöpfte Stoffe desto besser gelangen. Man muß bedauern, daß Matthäi sich schon zu weit in seiner Bahn vorgeschritten fühlte, um mit der neuen Zeit und ihrem Geiste zu wirken. Auch wurde ihm dieselbe mehr in ihren Auswüchsen bemerklich, und so verhielt er sich gegen sie, wenn nicht ablehnend, so doch passiv, und als ihre volle Berechtigung ihm mehr und mehr klar wurde, war die Kraft der Jugend schon zu sehr gelähmt. – In seiner Befähigung zum Lehramte blieb er stets von unbestreitbarer Bedeutung. Eine engere Privatlehranstalt, die er in seinem Hause gegründet, war längere Zeit hindurch sehr besucht, besonders auch von angehenden Bildhauern (z. B. von Rietschel) und Kupferstechern, denen es um einen wissenschaftlichen Grund für die Zeichnung zu thun war. Groß sind auch seine Verdienste, die er sich als Direktor der Galerie erworben. Sein Kennerblick hat dieser mehr als ein schon verloren gegebenes oder unkenntlich gewordenes Meisterwerk gerettet, und wenn er sich oft dem Verlangen nach gewagten Restaurationen entgegenstellte – wir erinnern an die Palmarolische Restauration der Sixtinischen Madonna –, so möchte die Nachwelt ihm desfalls nur Dank zollen.“
Der zweite Sohn Johann Gottlob Matthäis, Karl Ludwig
Wilhelm Loose: Lebensläufe Meißner Künstler. C. E. Klinkicht & Sohn, Meißen 1888, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lebensl%C3%A4ufe_Meissner_K%C3%BCnstler.pdf/70&oldid=- (Version vom 12.12.2024)