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neuen Bilde, einer Sündflutscene nach Geßners Dichtung Semin und Semira. In Rom malte er eine ausgezeichnete Kopie der Rafaelschen Grablegung (jetzt im Museum zu Altenburg) und die Bildnisse des dänischen Residenten in Italien Barons von Schubart und seiner Gemahlin. Nach seiner Rückkehr wurde er Professor an der Dresdner Akademie und war eine Zeitlang auch Dirigent derselben. 1823 erhielt er die Inspektion der Gemäldegalerie, seit 1834 mit dem Titel eines Direktors. In demselben Jahre ernannte ihn die kaiserliche Akademie in Petersburg zum „freien Ehrenteilnehmer“. In Dresden trat er besonders dem im Porträtfache ausgezeichneten Graff infolge seiner Verheiratung mit dessen Nichte und Pflegetochter nahe, was nicht ohne Einfluß auf seine künstlerische Entwickelung war; zahlreiche, namentlich in Leipzig zerstreute Bildnisse und Familiengruppen geben davon Zeugnis. Dahin gehört u. a. das Porträt des Barons von Speck-Sternburg in Lützschena. In der nun folgenden Zeit seiner künstlerischen Blüte fertigte er die Altarbilder: „Christus, der die Kinder segnet“, ferner „Die Taufe Christi“ für die Domkirche in Wurzen und 1816 das „Abendmahl“ für die Stadtkirche zu Plauen i. V. (die Studien dazu, sog. Matthäische Halbakte, jetzt im Zeichensaal der Dresdner Akademie), endlich im Auftrage der Stände der Niederlausitz für deren Landsyndikus von Houwald „Der Tod des Kodrus“ (1821–1827), der wohl sein Meisterwerk genannt werden kann. „Immer wird dies Bild eine der edelsten Schöpfungen vaterländischer Kunst bleiben und die Anerkennung, die es fand, wäre gewiß noch lebhafter gewesen, wenn nicht gerade in derselben eine Kunstrichtung aufgegangen wäre, die sich zu ganz entgegengesetzten Principien bekannte.“ Nach dem Tode des Kodrus vollendete er noch fünf lebensgroße Apostelfiguren und ein Gemälde, den Tod des Herzogs von Braunschweig-Öls bei Quatrebras darstellend, im Auftrag des regierenden Herzogs für den englischen Hof bestimmt. Ein ähnliches Bild hatte er schon früher gemalt, nämlich den Tod des russischen Generals Grafen Millesino in der Schlacht bei Dresden 1813, welches von dem Dresdner Kupferstecher Krüger gestochen wurde. Nicht unerwähnt dürfen auch seine Zeichnungen nach Antiken für Beckers Augusteum bleiben, sowie seine Beschreibung der neu errichteten Sammlung vaterländischer Prospekte von A. Thiele und Canaletto. 1834. Sein Bildnis wurde von Professor Vogel gezeichnet und befindet sich in dessen bekannter Porträtsammlung. – In seinen letzten Lebensjahren hatte Matthäi das lebhafte Verlangen, noch einmal Italien zu sehen. Mit seinem jüngsten Sohne reiste er durch die Schweiz dahin. Die von

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Wilhelm Loose: Lebensläufe Meißner Künstler. C. E. Klinkicht & Sohn, Meißen 1888, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lebensl%C3%A4ufe_Meissner_K%C3%BCnstler.pdf/69&oldid=- (Version vom 12.12.2024)