sich zeigte. Nach der Vollendung desselben wurde ihm von einer Kunsthandlung der Auftrag, ein Bild vom Staatssekretär Dr. Stephan in halber Lebensgröße zu radieren; die Züge sind in Form und Ausdruck treffend wiedergegeben. Sehr graziös und geistreich sind die „Berliner Briefe“, Radierungen, welche den Kopf und zum Teil den seitlichen Rand von zwölf Briefbogen schmücken. Eine seiner reifsten Arbeiten ist das prächtige Blatt „Der Meißner Dom“ in ruhevoll ernster Winterstimmung. Dasselbe wurde von der Berliner Akademie in verdienter Weise ausgezeichnet, wie es auch Anerkennung im Salon zu Paris fand. „In dem geschlossenen charaktervollen Ausdruck der eigenartigen Stimmung steht die Komposition dieses Blattes auf derselben Höhe, wie in der klaren und einfachen Gliederung und Zusammenfassung der Massen, in der Durchführung der grau verhangenen schweren Winterluft, die sich über die Landschaft breitet, und in der gediegenen, bei aller Breite des Vortrags im einzelnen sorgsam vollendeten Behandlung der gesamten Arbeit. Die Poesie, die das Bild atmet, wirkt nicht minder echt, als die romantisch angehauchte der ersten künstlerischen Anfänge, die ihre Motive demselben Boden entnahmen; aber es ist das abgeklärte, in sich gefestigte Empfinden des reifen Mannes, das uns hier entgegentritt und mit voller Kraft festhält.“ Dem Meißner Dom folgten das Breslauer Rathaus, die Marienburg, die Gräber der Mannsfelder, das Innere des Freiberger Domes, die Grabstätte Friedrichs des Großen, der lange Markt und der Artushof in Danzig, der Dom zu Limburg an der Lahn, ebenso wie der Meißner Dom ein Architekturbild ersten Ranges, eine Landschaft aus der Mark, die Kurfürstenbrücke in Berlin, Schloß und Dom von Merseburg, der Erfurter Dom. Dazwischen erschienen 15 Blätter Rheinlandschaften, Kabinetstücke der Radierung. Im schattigen Klostergarten zu Heisterbach hatte Mannfeld vor langer Zeit schon den Plan gefaßt, die Herrlichkeiten des Rheines zusammenzufassen und ihm ein Werk zu widmen. Neuerdings hat er die Aufbahrung Kaiser Wilhelms im Berliner Dom radiert. Das Blatt wurde vom Kaiser Friedrich, der immer ein Gönner des Künstlers gewesen war und ihn auch durch die goldne Medaille ausgezeichnet hat, dem Hohenzollernmuseum überwiesen, und die verw. Kaiserin Augusta ließ ihm ihren besonderen Dank noch kund thun. Neuerdings hat Mannfeld die Wartburg in Vorbereitung, welche ähnliche Darstellung finden soll, wie die Radierungen Heidelberg und Köln.
An diese selbständigen Arbeiten Mannfelds schließen sich noch eine große Zahl Radierungen nach Gemälden von
Wilhelm Loose: Lebensläufe Meißner Künstler. C. E. Klinkicht & Sohn, Meißen 1888, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lebensl%C3%A4ufe_Meissner_K%C3%BCnstler.pdf/66&oldid=- (Version vom 21.12.2024)