fünfjährigen Fleißes. Für dieses Werk ersten Ranges erhielt er 1884 den Reichelpreis auf der Jahresausstellung im Künstlerhause; für diesen konnte er zwei Studienreisen nach Italien unternehmen, wohin die Sehnsucht ihn lange wieder gezogen hatte. Unter dem Eindrücke der erschütternden Katastrophe des Ringtheaterbrandes 1881 entstand seine Skizze für ein Denkmal „Die drei Menschenalter im Tode vereinigt durch den Engel des Friedens“ – eine Komposition von ergreifender Wirkung. Dieser reihten sich andere ernste kirchliche Arbeiten an, wie das Denkmal seiner Mutter auf dem St. Wolfgangskirchhof in Meißen, eine Madonna aus Marmor für Nazareth im Auftrage des Kaisers, für eine adlige Dame in Russisch-Polen vier überlebensgroße Figuren in ein Mausoleum ihrer Familie, der herrliche, an die schönsten Schöpfungen italienischer Renaissance erinnernde, aber doch echt deutsch aufgefaßte Weihebrunnkessel für das österreichische Museum, außerdem noch eine große Zahl Votivtafeln und Reliefporträts, darunter das seiner zweiten Gattin und seines Sohnes, sowie seines Schwiegervaters Sanitätsrat Dr. Lorinser. Aus der großen Zahl von Skizzen und Entwürfen verdient noch die Gruppe einer Liebessymphonie in vier Teilen Erwähnung (s. die Abbildung in der Kunst für Alle 1. Jahrgang 17. Heft), in welcher der Humor der Künstlers sich reizvoll darstellt. Die heitere Seite seiner Kunst wendet sich vielfach auch Brunnenmotiven zu, – zahlreiche, von einer unversiegbaren Phantasie Zeugnis gebende Entwürfe wurden vor einigen Jahren in Wien und München ausgestellt. Eine der Skizzen hatte das besondere Wohlgefallen der Königin von Württemberg gefunden und wurde von ihr zur Ausführung bestellt. Der Brunnen – aus Bronzeguß – soll in Stuttgart auf dem Königsplatze Aufstellung finden (Abbildung in der allgemeinen Kunstchronik von Lauser 11. Bd. nr. 24).
„Professor König nimmt unter den zahlreichen und bedeutenden Bildhauern Wiens unstreitig eine erste Stelle ein. Mit einer echten, lebhaften Künstlernatur, mit einer reichen, unermüdlichen Phantasie und rüstigster Arbeitskraft, mit feinem Formensinn und warmem Gefühle ausgestattet schafft er seine herzerfreuenden Gebilde. Fast alle zeichnen sich durch poetische, oft ganz eigenartige Auffassung, glückliche Anordnung, schöne Bewegung, feine Durchbildung, Anmut und Innigkeit vorteilhaft aus. – Der eigentümlichen, neuromantischen Richtung, welcher Professor König hingegeben ist, kommt die mehr malerische Behandlung der gewählten Vorwürfe eher zu statten, als daß sie ihr schadet.“ Ebenso erfolgreich als seine Künstlerlaufbahn ist seine Thätigkeit als Lehrer an der Kunstgewerbeschule; viele
Wilhelm Loose: Lebensläufe Meißner Künstler. C. E. Klinkicht & Sohn, Meißen 1888, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lebensl%C3%A4ufe_Meissner_K%C3%BCnstler.pdf/59&oldid=- (Version vom 13.12.2024)