Seite:Lebensläufe Meissner Künstler.pdf/32

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

einem Kunsthändler angekauft, und noch so manches andere. Um diese Zeit erhielt ich von dem Ministerium des Innern den Auftrag, für die Aula des Johanneums in Zittau monumentale Bilder auszuführen. Das gedankliche Motiv war: „Alte Kultur und neue Kultur vermittelt durch das Christentum.“ Auf einer Seite der Aula waren als allegorische Gestalten dargestellt: 1. Ägypten die Völker am Mittelmeer charakterisierend, von denen die Kultur ausging. 2. Griechenland die klassische Zeit bezeichnend. Zur andern Seite der Aula: 3. Italien die Renaissancezeit, und 4. Deutschland die Neuzeit bezeichnend. Inmitten dieser Bilder als Hauptbild: „Paulus predigt in Athen“. Unter diesem Bild läuft ein reliefartiges Friesbild, auf welchem die bedeutendsten Männer aller Zeiten dargestellt sind, durch welche der Gang der Kultur angedeutet ist. Das Hauptbild „Paulus predigt in Athen“ ist wohl das größte Monumentalbild, welches von einem Dresdner Künstler seit langer Zeit ausgeführt worden ist. Ich kann nicht umhin, recht sehr zu bedauern, daß dasselbe, welches seiner Zeit viel Beifall fand, in Zittau mehr oder weniger begraben ist. Nach Vollendung dieser Arbeiten führte ich im Auftrage des Finanzministeriums die Wandbilder in dem sogenannten Kirchensaale der Albrechtsburg in Meißen aus: 1. Gründung Meißens durch Heinrich I. 2. Verteidigung der Burg mit Hilfe tapferer Meißner Frauen. 3. Einzug Konrads von Wettin in Meißen. Dann folgende einzelne Fürstengestalten und deren Gemahlinnen: Otto der Reiche – Hedwig von Brandenburg, Albrecht der Stolze – Sophia von Böhmen, Dietrich der Bedrängte – Jutta von Thüringen, Heinrich der Erlauchte – Konstantia von Österreich, Albrecht der Unartige – Margareta von Hohenstaufen, Friedrich der Gebissene – Agnes von Kärnthen, Friedrich der Ernsthafte – Mechtild von Bayern, Friedrich der Strenge – Katharina von Henneberg, Friedrich der Streitbare – Katharina von Braunschweig, Friedrich der Sanftmütige – Margareta von Österreich. Ferner habe ich in der anschließenden Kapelle die altertümlich gehaltenen Gestalten Ottos des Großen als Gründer des Bistums und des Bischof Benno gemalt. Nach Vollendung dieser Arbeiten nahm ich einige Ölbilder in Angriff: „Ottos des Großen Sieg über die Hunnen auf dem Lechfelde“, „Tillys Einzug in Magdeburg“, auch ein Genrebild „Besuch der Kinder beim Vater im Atelier“. Doch habe ich diese nicht vollendet, da ich mich bald bei der Konkurrenz um die Wandgemälde für das Polytechnikum in Dresden beteiligte. Ich gewann die Konkurrenz, doch verzögerte sich der Auftrag durch eine Opposition, welche

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Loose: Lebensläufe Meißner Künstler. C. E. Klinkicht & Sohn, Meißen 1888, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lebensl%C3%A4ufe_Meissner_K%C3%BCnstler.pdf/32&oldid=- (Version vom 8.12.2024)