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Elends so grausiger Art, daß stumpfsinnige Gleichgiltigkeit und eine ihr gleiche Sittenverwilderung durch den täglichen Anblick derselben herrschend wurde. Ein krepiertes Stück Vieh oder ein menschlicher Kadaver wurde mit derselben Gleichgiltigkeit im Vorübergehen gesehen. Daß die Spitalwärter die über Nacht im Spital gestorbenen Soldaten am Morgen nackend aus den obern Stocken des zu einem Lazarett eingerichteten Gewandhauses durch die Fenster auf das Pflaster herunterwarfen, wo sie die Leichenkarren aufluden, fand niemand empörend; höchstens, daß dann und wann die Neugierde durch einen außerordentlichen Fall angeregt wurde. So war eine Stunde unterhalb der Stadt eine große, im Geviert gebaute, mit Stroh gedeckte Mühle, an der Leipziger Straße gelegen, zu einem fliegenden Lazarett bestimmt worden, wenngleich weder Thür noch Fenster mehr darin zu finden war; genug, die Typhus- und Ruhrkranken wurden dahin gebracht, denn so lautete die Ordre. Da lagen die todmatten und sterbenden Menschen über einander gehäuft auf Stroh, als plötzlich die Mühle in Brand geriet, und was sich nicht aus den Fensteröffnungen zu stürzen vermochte, erstickte und verbrannte bis auf eine kleine Anzahl, welche eines noch kläglicheren Todes starben, indem sie durch die Glut in die im Hofe befindliche Grube voll Mistjauche getrieben wurden, aus welcher man die versengten Rücken der in ihr Erstickten hervorragen sah. O, wenn doch die jetzige Generation es recht zu Herzen nehmen wollte, durch wie viel Blut, Jammer und Elend der Segen des Friedens erkauft worden ist.“ So weit zunächst das Tagebuch.

Die ausgesprochene Neigung des Knaben zum Zeichnen und Malen fand anfangs keine Förderung beim Großvater; dieser hätte es lieber gesehen, er hätte sich für die Fürstenschule vorbereitet. Wie stark der innere Drang war, beweist, daß er seiner Liebhaberei, welche ihm untersagt worden war, heimlich nachging. Er stand als zwölfjähriger Knabe mit Tagesanbruch auf und hatte schon mehrere Stunden in seiner Bodenkammer gezeichnet, wenn er zum Frühstück gerufen wurde. Endlich ließ ihn der Großvater gewähren und entschloß sich, mit ihm nach Dresden zu befreundeten Künstlern zu reisen. Er wurde den Malern Klengel, Schubart und Jentzsch empfohlen, von denen die beiden ersten Professoren der Akademie waren. Sie nahmen sich des Jünglings treulich an und gaben ihm Zeichnungen zur Nachbildung. Durch den Galerieinspektor Damiani erhielt er auch die Erlaubnis zum Kopieren in der Galerie, und um ihrer Schätze willen ist er den Weg von Meißen nach Dresden hin und zurück unzählige

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Wilhelm Loose: Lebensläufe Meißner Künstler. C. E. Klinkicht & Sohn, Meißen 1888, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lebensl%C3%A4ufe_Meissner_K%C3%BCnstler.pdf/19&oldid=- (Version vom 21.12.2024)