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zeigte mir der Großvater den kleinen grauen Mann neben dem Könige von Sachsen im Wagen. Und welche Kriegsheere, welche meilenlange, endlose Züge schimmernder Kürassiere, französischer, italienischer, polnischer Garden, dazu das Getöse der rasselnden Geschütze und endloser Trainzüge, die dem gewaltigen Kriegsfürsten folgten. Die deutschen und russischen Armeen sahen wir meist im hastigen, treibenden Rückzuge, so nach den Schlachten von Lützen, Bautzen und Dresden, unter ihnen die österreichischen Mannschaften im schrecklich heruntergekommenen Zustand. Namentlich vergegenwärtigen sich mir die erschütternden Scenen des Kriegselendes beim Anblick der vielen Tausende von Österreichern, welche die Franzosen in der Schlacht bei Dresden gefangen genommen hatten und welche sie am linken Elbufer herab durch Meißen trieben. Lauter lange, hagere Menschen mit pulvergeschwärzten, finsteren, niedergeschlagenen Gesichtern. Sie wurden von berittenen Armeegendarmen der französischen Truppen eskortiert, welche rechts und links mit unbarmherzigen Klingenhieben den stockenden Marsch der hinfälligen Kolonnen im Gang zu erhalten suchten. An einer Straßenecke stand auf einem erhöhten Hausthürentritt eine Frau, deren Herz der Anblick der verhungerten Gefangenen erbarmte. Sie hatte in ihrer zusammengerafften blauen Schürze viele Stücke geschnittenen Brotes zusammengefaßt und warf sie in die Reihen. Die Armen rauften und schlugen sich um die Stücke, bis die Klingen der Dränger auf ihre Leiber und Köpfe prallten und die Furcht vor Mißhandlungen die Begierde des Hungers überwand. Noch gedenke ich der schauerlichen Nacht, in der sich die von Lützen her retirierenden Preußen, die Schiffbrücke hinter sich anzündend, für die Nacht in dem Dorfe Cölln zu setzen suchten, als auch schon die Granaten der französischen Geschütze von dem Hofe des Martinskirchhofes aus über den Fluß hinweg in feurigen Bogen zischend und pfeifend drüben einschlugen und in weniger als zehn Minuten die weitgestreckten, mit Stroh gedeckten Bauernhöfe Reihe bei Reihe in Brand steckten. Wenngleich wir diesseits des brennenden Dorfes eine halbe Stunde entfernt waren, so hörten wir aus unsern Bodenluken trotz dem unaufhörlich hallenden Krachen der französischen Geschütze doch ganz deutlich das Angstgeschrei der Bauern und das Gebrüll ihres Viehes. Am anderen Morgen waren die Preußen fort und die Stellen, wo sie bivouaquiert hatten, nur durch dampfende Trümmerhaufen erkennbar. Und welch ein Greuel und Jammer von zerschossenen, verbrannten, hilflosen und verkommenen Menschen! Welche Kontraste kriegerischen Pompes und unbegreiflichen

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Wilhelm Loose: Lebensläufe Meißner Künstler. C. E. Klinkicht & Sohn, Meißen 1888, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lebensl%C3%A4ufe_Meissner_K%C3%BCnstler.pdf/18&oldid=- (Version vom 21.12.2024)