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unrichtig; übrigens hat Oppermann in Lützows Zeitschrift 1876 eine Berichtigung gegeben. 1843 bezog Wittig die Dresdner Akademie, an welcher sich besonders Hähnel und Schnorr seiner annahmen. Seine erste Arbeit war ein Basrelief „Der Raub des Hylas“, welches der sächsische Kunstverein ankaufte und in Abgüssen verbreiten ließ. Infolge dieser ersten Leistung erhielt er von Dr. Curtius in Leipzig den Auftrag zu zwei großen Reliefs für ein Landhaus. In Kinderfriesen stellte Wittig daran allegorisch die Landwirtschaft und den Gartenbau dar und fand damit lebhafte Anerkennung. Sein nächstes Werk „Siegfrieds Abschied von Kriemhild“ erwarb wieder der sächsische Kunstverein. Dasselbe verschaffte ihm auch 1848 das große Reisestipendium, durch welches ihm das Land seiner Sehnsucht, Italien, erschlossen wurde. Nach einem längeren Aufenthalte in München, wo er besonders die Werke von Cornelius studierte und mit Schwind und Genelli in nähere Verbindung trat, begab er sich zunächst nach Florenz zum Studium der alten Florentiner Schule und 1850 nach Rom. Daselbst richtete er sich ein eigenes Atelier ein und schuf in demselben zuerst die schöne Gruppe einer „Charitas“, dann zwei Reliefs „Ganymed, wie er dem Adler Jupiters aus einer Schale zu trinken gibt“ und „Hebe, die Pfauen der Juno fütternd“, beide für einen Speisesaal bestimmt, später ein Relief „Die Loreley“ und eine nach England bestimmte überlebensgroße Gestalt eines Jägers. In diese Zeit fällt auch die Entstehung seiner berühmten Gruppe „Hagar und Ismael“, welche 1854 in Berlin ausgestellt wurde. Die erste Würdigung dieses großartigen Kunstwerkes gab Eggers in seinem Aufsatze: Kunst und Künstler zu Rom 1853/54: „Hagar ist mächtig, michelangelesk, Ismael ein wundervoller Knabenkörper, in jedem Muskel verschmachtend. Was aber die Gruppe in unsern Augen hochstellt, ist nicht dieser oder jene einzelne Vorzug der Erfindung oder Ausführung, sondern der Umstand, daß wir ein viel gedachtes und entsprechend ausgeführtes Werk in ihr besitzen von tiefem gedanklichen Inhalt und einer Großartigkeit der Auffassung, wie sie nur selten gefunden wird“. Vier Jahre später entstand auf Bestellung der Gräfin von Dohna-Denhofstädt für den Altar ihrer Schloßkapelle in Ostpreußen „Die Grablegung Christi“ von einer unbeschreiblichen Tiefe und Innigkeit der Empfindung. Über sie ist seiner Zeit eine ausführliche Besprechung als Sonderdruck (woraus?) erschienen unter dem Titel: Die Grablegung Christi. Marmorrelief von August Wittig. – Über jene römischen Jahre der künstlerischen Thätigkeit Wittigs urteilt Eggers a. a. O.: „Wittig ist unbedingt

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Wilhelm Loose: Lebensläufe Meißner Künstler. C. E. Klinkicht & Sohn, Meißen 1888, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lebensl%C3%A4ufe_Meissner_K%C3%BCnstler.pdf/100&oldid=- (Version vom 15.12.2024)