ICh weiß gar wohl, daß mir dieser Bogen bey manchen wird übel aufgenommen werden, aber ich dencke, daß es billig und recht sey, daß man seiner Eltern Gedächtniß zu erhalten sucht, zumahl, weil mich einige gute Freunde gebeten und ersucht, meines seeligen Vaters Personalien einzuhändigen; also hab ich mich resolviret, dieselbige drucken zu lassen, und ich hoffe, daß der geehrteste Leser dieses nicht übel nehmen wird, daß ich meinem Vater seligen die letzte Ehre und Schuldigkeit anthue, und seinen Lebens-Lauff öffentlich drucken lasse. Denn es fordert ja die Pflicht, daß man seiner Eltern mit Ehren gedencket, von denen man nechst GOtt das Leben empfangen, und die vor unsere Auferziehung viel Müh und Sorge haben müssen, auch denen Kindern mit guten Exempeln vorgehen. Was meinen seel. Vater anbetrifft, so führete er sich fromm, und soviel als möglich Christlich auf, und wird jeden, die ihn gekennt, seine stille und verträgliche Aufführung wohl bewust seyn. In seiner 11 wöchentlichen Kranckheit hat er viel auszustehen gehabt, er hielte aber dieses immer vor eine Gnade von GOtt, daß er ihn auf das Krancken-Bette gelegt hätte; seine Andacht dabey, ist nicht leicht zu beschreiben. Ich, als sein Sohn, werde Zeit meines Lebens dieses nicht vergessen, und ist mein Wunsch dabey, daß mir der liebe GOtt auch, wenn Zeit und Stunde kommt, ein dergleichen sanfftes u. seeliges Ende aus Gnaden verleihen wolle. Schlüßlichen befehle ich den geehrtesten Leser in GOttes Schutz und treue Vorsorge, und werde mich allezeit nennen, meines geehrtesten und werthgeschätzten Lesers
Herwigsdorff, den
16 August 1736. |
Dienstwilligster Gotthülff Traugott Eckarth.
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Gotthelf Traugott Eckarth: Lebens-Lauff, Oder Letztes Ehren-Gedächtniß weyland Friedrich Eckarths. Herwigsdorff 1736, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lebens-Lauff_Friedrich_Eckarths.djvu/2&oldid=- (Version vom 1.8.2018)