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solchen Fällen meinen Eifer verdoppeln und alle Gründe der Religion und Vernunft zusammennehmen würde, nicht blos sie zu überzeugen, sondern würkliche Abneigung gegen das Laster und Wunsch, davon befreiet zu werden, bei ihnen zu veranlassen. Und das wäre auch alles, was ich vorerst von dem bloßen Unterricht erwarten könnte.

Man sieht aber leicht, wie wenig man eigentlich noch zur würklichen Beßerung gethan habe, wenn man auch die Jugend durch Beispiele erschüttert und ihnen die richtigste Kenntniß, sowol von der Selbstschwächung als der Erzeugung des Menschen ertheilt hat. Sie können dies nun alles wissen und sehr davon überzeugt seyn, auch würkliche Abneigung gegen dies Laster haben; aber die Vorstellung von allem dem ist ihnen nicht zu allen Zeiten und unter allen Umständen gleich deutlich. Es kommen Augenblicke, wo sie nicht daran denken, und sie werden bei ihnen oft kommen, weil eine Leidenschaft schon zur Gewohnheit bei ihnen geworden ist. Manche zufällige Dinge erregen unwillkührliche Reize bei ihnen, weil ihre Nerven schon geschwächt und zu reizbar sind; und nun sind sie schon in einer Lage, die ihnen ein ruhiges Nachdenken

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Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_181.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)