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sie mir gütigst verzeihen. Ein Lehrer – kaum werden Sie es glauben – der wegen seines guten Vortrages und wegen seines warmen Eifers für die Erhaltung der Rechtgläubigkeit, sowol als Lehrer, als auch als Prediger *) in dieser ganzen Gegend sehr beliebt ist, gewann mich unter allen seinen Privatschülern am liebsten; aber seine Liebe ward Ausschweifung, stieg bis zur lasterhaften Herablassung. – Ich Unerfahrner wußte nicht, daß mich dieses ins größte Verderben stürzen würde. Konnte ich dieses von meinem Lehrer, von meinem Wohlthäter, der mich, wie ich glaubte, als sein Kind liebte, denken – daß er mich hin zum Rande des schrecklichsten Abgrundes führen würde? Nun erst habe ich es erfahren; nun erst kenne ich das Laster, das ich sonst nicht einmal dem Nahmen nach kannte. Denn – Gott! du weißts, ob ich lasterhaft bin! Ich schreibe dieses noch dazu an meinem Beichttage, an


*) Gott im Himmel erbarme sich seiner armen Menschen, wenn es sogar unter den geistlichen Führern derselben solche Buben giebt!
Campe.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_046.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)