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Daß alle nach verschiedenen Graden durch dieses Laster unglücklich werden, davon gilt derselbe Beweiß, der vor er von der Unzucht überhaupt gegeben worden ist. Hier kommt aber noch das frühe Alter so wie die Unnatürlichkeit dieses Lasters ganz besonders in Betrachtung. Die unglücklichen jungen Menschen nehmen ab an Seele und Leib, ehe noch die Natur sie zu dem bildete, was sie seyn sollten. Keine Auswickelung ihrere Kräfte ist da möglich, und wenn sie auch die männlichen Jahre erreichen, so steht ein unvollkommenes kümmerliches Geschöpf da, ohne Kraft und Leben. Alles Große und Schöne in der Natur ist für sie umsonst da. Für alle mannigfaltige Gelegenheiten, durch Beschäftigungen sich und andere glücklich zu machen, sind sie umsonst da. Menschliche Gestalten, ohne


suchten; und man würde erschrecken, wenn man die mir bei eben dieser Gelegenheit mitgetheilten Erfahrungen einzelner Erzieher und Schulmänner hörte, welche gewissenhaft genug waren, eine so höchst gefährliche Sache zum Gegenstande ihrer aufmerksamen Beobachtungen zu machen. Wahrlich, dieser wichtige Krebsschaden der Menschheit hat weiter um sich gegriffen und schon jetzt weit schrecklichere Verwüstungen angerichtet, als diejenigen, welche nie Menschenbeobachter und practische Erzieher waren, sich vorzustellen vermögen!
Campe.
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Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_029.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)