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es doch nur Augenblicke. Er mag sie so oft wiederholen, als er dazu Reiz empfindet; er mag diesen Reiz durch tausend Kunstgriffe bei sich zu verstärken suchen, so gelangt er doch nie zu der ununterbrochenen Reihe von angenehmen Vorstellungen und Empfindungen, die das Glück eines zufriedenen Menschen ausmachen. Seine Sinnlichkeit strebt nach immer stärkern Erschütterungen, bis endlich nichts mehr in der Natur sie befriedigen kann. Dann tritt herbes Misvergnügen und gänzlicher Mangel an Freuden ein. Indeß sind so viel herrliche Freuden in der Welt für ihn verloren gegangen, die seiner Sinnlichkeit Nahrung und seinem Geist Unterhaltung verschaft haben würden. Was er genossen hat, ist wenig gegen das, was er hätte genießen können; denn nur auf die harmonische Befriedigung unserer körperlichen und geistigen Bedürfnisse gründet sich unsere Zufriedenheit, für welche die gütige Vorsicht auf so vielfache Art gesorgt hat.

Man bedenke ferner, daß das Laster der Unzucht mehr, als irgend ein anderes und geschwinder als irgend ein anderes, das edelste Geschöpf von seiner Würde herabsetzt. So weit der Mensch über die Thiere erhaben ist, so tief sinkt er dadurch unter sie. Die Grade der Sinnlichkeit bei

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Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_017.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)