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Verwahrung und Bedeckung gefehlt hat; sie waren selten mit Strohe versehen, vielweniger mit Tüchern zur Decke“. Glücklicherweise konnte man später einige beschädigte Werke aus den Bibliotheken der säcularisirten Klöster ersetzen.

Ueberhaupt erlitt die Sammlung gegen Ende des vorigen Jahrhunderts mehrfache Verluste; ein „Verzeichniss derer Bücher der fürstl. Bibliothek welche sich bei der Ao 1789 gemachten Revision nicht vorgefunden haben, und auch in keinem Register der ausgeliehenen Bücher als solche bemerkt sind“ liefert dafür einen unerfreulichen Beweis. Dagegen trat bald wieder eine ansehnliche Bereicherung ein. Carl Friedrich verordnete nämlich, dass „aus sämmtlichen Bibliotheken der seit 1802 neu angefallenen Lande dasjenige, was für die hiesige Grossh. Hof-Bibliothek wünschenswerth scheine, nach den anher zu befördernden genauen Verzeichnissen ausgehoben und hierher verbracht werden müsse“. Demzufolge wurden die Verzeichnisse von 25 Bibliotheken durchgesehen, und es ergab sich eine beträchtliche Anzahl von Werken, deren Einverleibung in die Hofbibliothek wünschenswerth erschien. Leider nahm die Arbeit der Verpackung, des Transports, der Aufstellung und des Eintrags in die Kataloge einen langsamen Fortgang. Viele der ausgewählten Bücher waren nicht zu finden, gegen die Abgabe einzelner Werke wurde von Seiten der Klosterbibliothekare, der Schulvorstände, der beiden Landesuniversitäten oft Einsprache erhoben. Im Jahre 1810 war die Arbeit noch nicht weit gefördert. Nur die Bruchsaler und ein Theil der St. Blasischen Bibliothek waren damals aufgestellt; erst 12 Jahre später liefen die letzten Zugänge ein. Wenn auch eine zu lange Zeit über die Einverleibung der zwar ansehnlichen, aber nicht übermässigen Büchermenge verfloss, so muss man doch den damaligen Bibliothekaren F. Molter, Vater und Sohn, J. W. Hemeling, das rühmende Zeugniss ausstellen, dass sie sich der Arbeit mit vielem Geschick unterzogen und namentlich eine sehr achtenswerthe Bücherkenntniss an Tag legten.

In dieselbe Zeit fällt ein Versuch, der Hofbibliothek eine erhöhte und allgemeinere Nutzbarkeit zu verleihen. Man stellte 1808–1810 Untersuchungen darüber an, welche Summe jährlich zu einer allseitigen, wissenschaftlichen Vervollständigung und Fortführung der Büchersammlung erforderlich sei. Der Bibliothekar Hemeling beantragte die für einen solchen Zweck auch damals schon zu geringe Summe von 4000 Gulden. Aber das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, welchem die Bibliothek im Verlaufe der neuen Regierungsorganisation unterstellt worden war, theilte am 23. Juni 1810 folgenden ablehnenden Erlass mit: „Ministerial-Conferenz, Erlass vom 15. dies N. 419 worin genehmigt wird, dass der von Sr. Königlichen Hoheit ursprünglich für Anschaffung neuer Werke und Fortsetzung von älteren, ausgesetzte jährliche Fonds von 2200 fl. auch künftig ausschliesslich hierzu verwendet werde, und von Besoldungen frei bleibe, weshalb diese Resolution dem Grosh. Finanz-Ministerium zu eröfnen seye, damit der kürzlich auf jenen Fonds übernommene Gehalt des Bibliothek-Dieners von demselben abgeschrieben werde.