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Eisenhüttenwesen

Stammbaum des Eisens


I. Roheisen; Kohlenstoffgehalt über 1,72 vH
Im Hochofen erzeugt; warm und kalt nicht bearbeitbar, nicht schweißbar und nicht härtbar
  
A. Weißes Roheisen B. Graues Roheisen
Hauptmenge des Kohlenstoffs gelöst als Eisenkarbid;
weiße strahlige Bruchfläche, sehr hart und
sehr spröde. Schmelztemperatur 1120–1200°, dient
hauptsächlich zur Stahlfabrikation.
Hauptmenge des Kohlenstoffs als Graphit ausgeschieden;
hellgraue bis tiefschwarze, körnige Bruchflache; weniger hart und spröde.
Schmelztemperatur 1200–1300°.
Vorwiegend in der Eisengießerei benutzt.
II. Stahl; Kohlenstoffgehalt unter 1,72 vH
Fast ausschließlich aus weißem Roheisen erzeugt nach verschiedenen Verfahren durch Frischen; häufig noch raffiniert (veredelt).
Warm und kalt bearbeitbar durch Hämmern, Pressen, Walzen, Prägen, Drücken, Ziehen; schweißbar, härtbar, vergütbar, einsetzbar.
  
A. Im teigigen Zustand gewonnen im Puddelofen: B. Im flüssigen Zustand gewonnen:
Schweißstahl Flußstahl
Ältestes Verfahren; heute fast gar nicht mehr
benutzt.
1) In der Birne oder Konverter nach dem Windfrischverfahren
gewonnen:
a) saures Verfahren (Bessemer-Verfahren),
Bessemerstahl,
b) basisches Verfahren (Thomas-Verfahren),
Thomasstahl.
2) Im Siemens-Martin-Ofen nach dem Herdfrischverfahren
erzeugt: Siemens-Martin-Verfahren:
Siemens-Martin-Stahl.
Das Verfahren II B 3 ist fast ausschließl. Raffinationsverfahren,
auch für II A anwendbar.
3) Nach dem Tiegelverfahren im Tiegel erzeugt:
Tiegelstahl.
Das Verfahren II B 4 Raffinations- und Erzeugungsverfahren. 4) In elektrischen Öfen erzeugt:
Elektrostahl.

Empfohlene Zitierweise:
Meyers Blitz-Lexikon. Die Schnellauskunft für jedermann in Wort und Bild., Leipzig 1932, Spalten 141–142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LA2-Blitz-0086.jpg&oldid=- (Version vom 8.7.2022)