Im Predigen hatten die alten Brüder das Besondere, daß sie sehr schriftreich waren, und hauptsächlich Christum und die Kirche zusammen, predigten. Das erstere hat von den neuern ein und der andere auch, deren Worte meist lauter Bibel sind, so daß man zu jedem Satz die Worte des Heil. Geistes anführen könte. Alle aber kommen darin überein, daß sie JEsum Christum, den Kern und Stern der Heil. Schrift, nach seiner Gottheit und Menschheit, und ins besondere als das geschlachtete Lamm, als den Versöhner durch sein eigen Blut, durch welchen, und den allein, man zu GOtt nahen, selig und heilig werden kan und muß, als den Bräutigam ihrer Seelen, als ihr Alles und in Allem, predigen. Sie treiben in der Heyls-Ordnung besonders auf den Artikel von der Rechtfertigung eines armen Sünders vor GOtt aus freyer Gnade, durch den Glauben in JEsu Blut, und von der daraus allein entstehenden Heiligung und von dem an unaufhörlichen innigsten Vereinigung mit Christo, in welcher man zur Liebe GOttes des Vaters, der seines einigen Sohnes nicht verschonet, sondern für uns alle dahin gegeben, und zur Gemeinschaft des H. Geistes, den Er seinen Gläubigen gegeben, sie zu lehren, in alle Wahrheit zu leiten, für ihn zu erziehen und zu schmücken und wie eine Mutter zu trösten, durch seine Gnade gelangen kan und soll.
Noch schriftreicher waren die Alten in ihren Liedern, die vor ordinär aus lauter Stellen des Alten und Neuen Testaments zusammen gesetzt sind; wie man an den Böhmischen Brüder-Liedern in dem zu London An. 1753 edirten Brüder-Gesangbuch sehen kan. Sie waren die Ersten und die Anführer der Reformatoren in der ganzen Lieder-Theologie. Von den neuern werden die alten Lieder-Tichter ziemlich glücklich nachgeahmet; wie aus dem Augspurgischen
David Cranz: Kurze Nachricht von der Kirche Unitas Fratrum. s.n., s.l. 1762, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kurze_Nachricht_von_der_Kirche_Unitas_Fratrum.djvu/17&oldid=- (Version vom 1.8.2018)