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Tiefbewegt stehe ich vor Ihnen — und ganz überrascht. Überrascht nicht in dem Sinne, als ob ich nicht die festen Bande kännte und fühlte, die mich mit Ihnen Allen, mit dieser unserer Universität verknüpfen, sondern überrascht durch solche ungemeine, herzliche Äußerung der Teilnahme und der Gesinnung, die Sie mir entgegenbringen. Von Herzen, seien Sie dessen versichert, weit mehr als ich es mit Worten im Augenblick zu sagen vermag, bin ich Ihnen dankbar für die innigen Beweise Ihrer Zuneigung und Ihres Vertrauens, die mir auf das Schönste meinen Entschluß, den Berliner Ruf abzulehnen und in Heidelberg zu bleiben, rechtfertigen.

Sie haben es ausgesprochen: es war ein schwerer Kampf, es war eine Entscheidung für das Leben; Wochen lang habe ich geschwankt. Dort bot sich mir ein viel ausgedehnterer Wirkungskreis, eine der Zahl der Zuhörer nach weit umfänglichere Thätigkeit bot sich mir dar — die Möglichkeit, im Centrum Deutschlands mit den mir verliehenen Kräften für Das einzutreten, was ich als das Wichtigste der Zukunft betrachte: das Ideale. Auf der anderen Seite das Gegebene, Geschaffene, sich hoffnungsvoll Entwickelnde hier in Heidelberg: unsagbar schwer, sich davon zu trennen,

Empfohlene Zitierweise:
Henry Thode: Kunst, Religion und Kultur. Carl Winter’s Uinversitätsbuchhandlung, Heidelberg 1901, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kunst,_Religion_und_Kultur.pdf/11&oldid=- (Version vom 1.8.2018)