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Walther Kabel: Kriegskorrespondenten. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1913, Bd. 7, S. 212–214

„Nun, das sind zwanzig Pfund nach unserem Gelde,“ meinte Hozier. „Und genau das Vierfache, achtzig Pfund, erhalte ich von meinem Blatte – täglich.“

General v. d. Gröben und andere Herren, die diese Unterhaltung mitangehört hatten, brachen ob des verdutzten Gesichtes des Hauptmanns in ein herzliches Gelächter aus.

Der General konnte sich nicht enthalten scherzend hinzuzufügen: „Ja, lieber A., ich habe Hozier auch schon gesagt, daß ich gern mit ihm tauschen möchte. Aber er will nicht.“ –

Derselbe Hozier war es, der dann nach der Schlacht bei Sedan drei Pferde zuschanden ritt, um als erster der Kriegskorrespondenten von der luxemburgischen Stadt Beckerich aus einen genauen Schlachtbericht nach London telegraphieren zu können. Von allen übrigen Orten in der Nähe aus war die Absendung eines Telegramms nämlich unmöglich. Hozier langte keine fünf Minuten vor seinem Konkurrenten Cecil Wouster vom Londoner „Standard“ in dem Städtchen an. Sofort begab er sich an den Schalter für Telegramme und überreichte dem Postbeamten eine alte Nummer der „Times“ mit der Bitte, den Leitartikel daraus an die Redaktion der „Times“ nach London zu telegraphieren[1]. Gleichzeitig legte er als vorläufige Bezahlung eine Hundertpfundnote dazu. Der Beamte glaubte zunächst, es mit einem Irrsinnigen zu tun zu haben. Bald hatte Hozier ihn aber über den Zweck dieses seltsamen Begehrens aufgeklärt, daß es ihm nämlich nur darauf ankäme, den Draht für längere Zeit für sich zu belegen.

Während nun der Apparat klapperte und den alten Leitartikel nach London weitergab, stand Hozier vor dem Schalter und fertigte nach seinen flüchtigen Notizen einen eingehenden Bericht über die Katastrophe von Sedan an. Als Wouster vom „Standard“ dann in den Schalterraum gestürmt kam, um seine Depesche nach London abzusenden, bedeutete ihm der Beamte achselzuckend, daß vorläufig keine Telegramme angenommen werden könnten, da der Draht mindestens für


  1. Daß Hozier ein Stück aus der Bibel habe an die „Times“ telegraphieren lassen, entspricht nicht den Tatsachen.
Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Kriegskorrespondenten. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1913, Bd. 7, S. 212–214. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1913, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kriegskorrespondenten.pdf/3&oldid=- (Version vom 1.8.2018)