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Walther Kabel: Kriege und Raubtiere (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 3)

die Wolfsplage in der Umgebung von Belfort immer lästiger. Die Einwohner der Dörfer und Weiler versicherten uns, dass sie dieses vierbeinige Raubgesindel noch nie in solcher Menge beobachtet hätten. Ich selbst sah häufig Rudel von zwölf bis vierzehn Stück. Zwei Fälle sind zu meiner Kenntnis gelangt, in denen schwächere Patrouillen von den Bestien angefallen wurden. Einmal waren es zwei Dragoner, die sich schließlich nur dadurch retten konnten, daß sie ihre Pferde preisgaben, da der tiefe Schnee eine weitere Flucht unmöglich machte. Sie kletterten auf eine starke Eiche und feuerten von dort mit ihren Karabinern auf die Wölfe, die beide Pferde niedergerissen hatten. Die Schüsse lockten eine Infanterieabteilung herbei. Anderenfalls wären die beiden Leute wohl jämmerlich auf ihrem Baume erfroren. Das andere Mal handelte es sich um einen Unteroffizier und zwei Mann vom dritten leichten Reiterregiment, die sich ebenfalls nachts verirrt hatten und dann von Wölfen so lange gehetzt wurden, bis sie ihre sämtlichen Patronen verschossen hatten und nun so gut wie wehrlos waren. Nur einer der Leute entkam. Bei der am nächsten Morgen unternommenen Streife fand man von dem Unteroffizier und dem anderen Mann sowie den beiden Pferden nur noch traurige Überreste, zerstreut umherliegende Knochen, blutige Uniformfetzen und das Sattelzeug. Nach den Fährten zu schließen waren bei diesem Angriff mindestens dreißig bis vierzig dieser Bestien beteiligt gewesen.“

W. K.
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Walther Kabel: Kriege und Raubtiere (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 3). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1915, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kriege_und_Raubtiere.pdf/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)