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Landkugel vergl. S. Günther: Studien zur Geschichte der mathematischen und physikalischen Geographie. Halle 1878 Heft III, besonders S. 164 flgg. über die Stellung des Copernicus zu dieser Lehre.


9) Dass Copernicus hier unter dem Ausdrucke „circulus medius“ nichts anderes versteht, als den 180sten Längengrad von Ferro (oder von den fortunatischen Inseln), geht daraus hervor, dass Ptolemäus, auf den sich Copernicus im Texte beruft, in seiner Geographie Lib. VI im Anfange des 16ten Capitels, welches über die Lage von Serica handelt, sagt: dies Serica grenze im Osten an unbekanntes Land, und zwar zwischen 35 und 63 Grad der Breite an den Meridian, der eine geographische Länge von 180° habe, Ptolemäus rechnet aber bekanntlich seine geographischen Längen von den fortunatischen (canarischen) Inseln, also ungefähr von Ferro. Mit dieser Bestimmung der Ostgrenze von Serica steht die Bemerkung des Ptolemäus, Geogr. Lib. I. Cap. 12, „Longitudo vero totius cognitae a Meridiane per insulas Fortunatas, usque ad Seras partium centrum 70 septem cum quarta una.“ in keinem Widerspruche, denn diese Längenbestimmung bezieht sich auf die Hauptstadt Sera (Sera Metropolis), deren geographische Länge a. a. O. Buch VI. Cap. 16 zu 177° 15′ bei einer nördlichen Breite von 38° 36′ bestimmt ist. Der Mathematiker Joh. Ant. Maginus (geb. zu Padua 1551, gest. zu Bologna 1617), welcher eine lateinische Ausgabe der Geographie des Ptolemäus mit Commentaren veranstaltet hat, bezeichnet in diesen letzteren pag. 24 die Lage von Sera mit 7h 55m d. i. 118° 45′ östlich von Alexandrien, und da nach Ptolemäus a. a. O. Buch IV, Cap. 5. die Länge von Alexandrien zu 60° 30′ angegeben wird, so wäre hiernach die Länge von Sera 179° 15′. Gegenwärtig kennt man die Länge von Alexandrien als 47° 30′ östlich von Ferro, und ist der Ansicht, dass das heutige Singanfu am Weiho, welches 126° 20′ östlich von Ferro und 34° 6′ nördlicher Breite liegt, jene alte Sera sei, welche bis auf Ptolemäus den östlichsten Punkt bildete, welchen die Kaufleute noch erreichten.


10) Cathagya ist dasselbe Land, welches sonst auch Cataya oder auch Catayo genannt wird. Vergl. Geographia Cl. Ptolemaei, authore J. A. Magino. Agrippinensium Coloniae 1597. Pars II. foll, 234 und 235. In der auf der Rückseite von fol. 229 gegebenen Karte von dem „Tartariae imperium“ wird es zwischen 160° und 180° östlich von Ferro und zwischen 35° und 45° nördl. Breite, den japanischen Inseln gegenüber dargestellt. Ebenda fol. 24 liest man: „Octava Asiae tabula complectitur Scythiam extra Imaum montem, quae Barbaris Mongul, et recensioribus Tartaria antiqua dicitur; et Sericam, quae Cataio, vel Cambalu nonnullis dicitur.“ Ritter, Erdkunde von Asien Bd. I. 1832 p. 85 u. 86 sagt darüber: „Unter dem östlichen Hochasien verstehen wir jenes den ältern Griechen und Römern gänzlich unbekannt gebliebene Land, dessen südwestliche Grenzgebirge, Emodus und Imaus (Strabo G. XV. c. 1.) nur von Eratosthenes und Strabo erst genannt werden, ohne den dahinter in so grosser Weite ausgebreiteten Theil der Erde auch nur zu ahnen. Plinius, und nach ihm mehr noch Ptolemäus (Plin. H. N. VI. c, 24 und Ptol. VII. c. 3), lernt dort erst die nomadischen Scythen und die handeltreibenden Serer kennen bis zum Lande der fernen Sinan; seitdem erst kommt die grosse, der Landescultur entsprechende Benennung dieses Erdstriches, mit Ptol. VI. c. 15, in Gebrauch, nämlich als das Land der Nomaden ausserhalb, d. h. im Osten des Imaus (Scythia extra Imaum). Es ist dasselbe, was die alten Perser mit Turen (Wahl: Vorder- und Mittelasien, Leipzig 1795, p. 412—433), die Araber, theilweise wenigstens, mit Mawar-al-nahar, d. i. Land zwischen Oxus und Jaxartes, bezeichneten, was die heutigen Perser auch Weresrud oder Wararud (Sieben Meer b. v. Hammer in Wien. — Jahrb. 1826 Th, XXXVI. p. 273.) mit gleicher Bedeutung nennen. Derselbe Landstrich wird, seit dem Mittelalter, doch immer nur in seiner ostwärts weiterhin erkundeten Ausdehnung, von muhamedanisch-asiatischen und christlich- europäischen Autoren sehr häufig mit dem sehr unbestimmten Namen Cataja, Kathai belegt. Die Namensähnlichkeit mit Cathea Sophitis (bei Strabo XV. f. 699 u. Q. Curtius IX. 1.) in Indien, aus Alexanders des Grossen Zeit, ist nur dem Klange aber nicht dem Inhalte nach analog (Andr. Müller, Disquisitio geogr. et historic. de Chataja Berlin 1671 p. 79.). Dieser Name ist vielmehr von dem mongolisch-tungusischen Volke der Kithan, (plur. Kithat b. A. Remusat, vergl. Klaproth s. les différens noms de la Chine in Mém, rel. à, l’Asie. Paris. 1828. III. p. 259.) abzuleiten, das sich noch vor der Mongolenzeit, seit dem X. Jahrhundert, auf dem Throne Nord-China’s und westwärts in Tangut, zu einer weit verbreiteten Macht im hohen Hinter-Asien erhob.


11) Almagest, I. 8.


12) Almagest, I. 6.


13) Archimedes berichtet im Anfange seiner kleinen Schrift: „Arenarius“ pag. 319 der Oxforder Ausgabe des Torellus 1782 von ganz ähnlichen Anschauungen, die Aristarch von Samos in seinen Propositionen gegen die Astrologen gelehrt hat. Jdeler in seiner Schrift