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Nicolaus Copernicus’ Kreisbewegungen.
Sechstes Buch.

Welchen Einfluss und Erfolg die angenommene Kreisbewegung der Erde auf die erscheinende Bewegung der Planeten in Hinsicht der Länge hat, und in welche bestimmte und nothwendige Gesetzmässigkeit sie diese Alle zwingt, haben wir, soweit wir es vermochten, nachgewiesen. Es ist nun noch übrig, dass wir uns mit denjenigen Bewegungen dieser Gestirne beschäftigen, durch welche sie ihre Breiten ändern; und dass wir zeigen, wie dieselbe Bewegung der Erde auch hierin die Herrschaft führt und jenen auch in dieser Beziehung Gesetze vorschreibt. Es ist aber auch dieser Theil der Wissenschaft nothwendig, weil die Breitenbewegung der Planeten eine nicht geringe Verschiedenheit in den Erscheinungen des Auf- und Unterganges, des Sichtbarwerdens und Verschwindens und anderer, welche im Allgemeinen schon früher dargethan sind, hervorbringt; und auch weil man nicht sagen kann, dass die wahren Oerter der Planeten erkannt sind, ehe nicht die Länge zugleich mit der Breite in Bezug auf die Ekliptik festgestellt ist. Was nun die alten Mathematiker auch hierbei durch die Unbeweglichkeit der Erde zu beweisen versucht haben, das wollen wir mittelst ihrer Bewegung vielleicht kürzer und bequemer ausführen.

Capitel 1.
Allgemeine Auseinandersetzung über die Bewegung der fünf Planeten in Bezug auf die Breite.

Die Alten haben gefunden, dass bei allen Planeten zwei Ungleichmässigkeiten der Breite stattfinden, entsprechend der zweifachen Ungleichmässigkeit der Länge eines jeden derselben; und dass die eine von der Excentricität der Bahnen, die andere von den Epicykeln herrühre. An Stelle dieser Epicykeln setzen wir die schon oft angewendete eine Erdbahn. Nicht als ob diese Bahn selbst von der Ebene des Thierkreises, welche sie nun einmal für immer einnimmt, da beide dasselbe sind. — irgendwie abwiche; sondern indem die Bahnen der Planeten gegen dieselbe unter einem veränderlichen