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Capitel 2.
Darstellung der gleichmässigen und der scheinbaren Bewegung der Planeten nach der Ansicht der Alten.

So verhalten sich also die mittleren Bewegungen der Planeten; wir wenden uns nun zu den erscheinenden und ungleichmässigen. Die alten Mathematiker, welche die Erde für unbeweglich hielten, stellten sich für Saturn, Jupiter, Mars und Venus excentrische Epicykeln und ausserdem noch einen excentrischen Kreis vor, in Bezug auf welchen der Epicykel sich gleichmässig fortbewegte, wie der Planet im Epicykel.

Es sei zum Beispiel der excentrische Kreis, sein Mittelpunkt, sein Durchmesser; der Mittelpunkt der Erde liege in , so dass das Apogeum, das Perigeum ist; werde in halbirt, und um ein zweiter, mit dem ersten gleicher aber excentrischer Kreis beschrieben; in der Peripherie desselben nehme man irgend einen Punkt zum Mittelpunkte, und beschreibe um denselben den Epicykel , ziehe durch dessen Mittelpunkt die Graden und . Man denke sich aber die Ebene des excentrischen Kreises gegen diejenige der Ekliptik und auch die Ebene des Epicykels gegen die Ebene des excentrischen Kreises geneigt, gemäss der Breite, welche der Planet zeigt. Zur Bequemlichkeit der Darstellung mögen beide Kreise zunächst in einer und derselben Ebene liegen. Nun behauptet man, dass diese ganze Ebene mit den Punkten und sich um den Mittelpunkt der Ekliptik, und zwar der Bewegung der Fixsterne folgend, drehe. So will man es aufgefasst wissen, dass jene Punkte und die gedachten Oerter in der Fixsternsphäre haben. Der Epicykel soll in der Peripherie des Kreises , ebenfalls der Bewegung der Fixsterne folgend, aber nach Maassgabe der Linie fortrücken, in Bezug auf welche der Planet in dem Epicykel gleichmässig umläuft. Es ist aber gewiss, dass die gleichmässige Bewegung des Epicykels in Bezug auf den Mittelpunkt seines Leitkreises, und der Umlauf des Planeten in Bezug auf die Linie vor sich gehen muss. Man gestattet also, dass hier eine gleichmässige Kreisbewegung um einen fremden, nicht eigenen, Mittelpunkt existiren könne. Aehnlich soll dies auch beim Merkur noch mehr zutreffen, es ist dies aber schon beim Monde[1] hinreichend widerlegt. Dieses und Aehnliches hat uns darauf geführt, eine Bewegung der Erde und eine andere Ableitungsart anzunehmen, bei welcher die Gleichmässigkeit und die Grundlage der Wissenschaft erhalten und die Ursache der Ungleichmässigkeit in der Erscheinung zuverlässiger gestaltet wird.

Anmerkungen [des Übersetzers]

  1. [48] 342) Buch IV. Cap. 2.