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Capitel 12.
Ueber die Berechnung des Mondlaufes.

Die Methode, nach welcher die erscheinende Mondbewegung berechnet wird, ergiebt sich aus dem Dargelegten, und ist folgende. Die gegebene Zeit, für welche wir den Ort des Mondes suchen, reduciren wir auf die gleichmässige; durch diese leiten wir die mittleren Bewegungen der Länge, Anomalie und Breite, welche Letztere wir auch bald bestimmen wollen, in derselben Weise her, wie wir es bei der Sonne gethan haben, von dem gegebenen Anfange Christi oder einem andern an gerechnet; und stellen die Oerter der einzelnen Bestimmungen für die gegebene Zeit fest. Darauf suchen wir die gleichmässige Länge des Mondes, oder seine doppelte Distanz von der Sonne in der Tafel, und notiren die in der dritten Spalte danebenstehende Prosthaphärese nebst den darauf folgenden Proportionaltheilen. Wenn nun die Zahl, mit welcher wir in die Tafel eingegangen sind, in der ersten Spalte steht oder kleiner als 180° ist: so addiren wir die Prosthaphärese zu der Mond-Anomalie, wenn sie aber grösser als 180° ist, und in der zweiten Spalte steht, so ziehen wir sie davon ab, und erhalten die ausgeglichene Anomalie des Mondes, als seine wahre Distanz von der grössten Abside, mit welcher wir wieder in die Tafel eingehen, und die entsprechende Prosthaphärese der fünften Spalte, nebst der Abweichung, welche in der sechsten Spalte folgt, entnehmen; diese Abweichung vergrössert der zweite Epicykel an dem ersten; der hierzu gehörende Proportionaltheil wird nach dem Verhältniss der gefundenen Proportionaltheile zu 60 berechnet, und immer zu dieser Prosthaphärese addirt. Diese Summe wird von der mittleren Bewegung der Länge und Breite abgezogen, so lange die ausgeglichene Anomalie kleiner als 180° oder als der Halbkreis ist: und addirt, wenn die Anomalie grösser ist. Auf diese Weise erhalten wir den wahren Abstand des Mondes von dem mittleren Orte der Sonne, und die ausgeglichene Bewegung der Breite. Daraus ist denn auch der wahre Ort des Mondes, sowohl vom ersten Sterne des Widders durch die einfache Bewegung der Sonne, als auch vom Frühlingsnachtgleichenpunkte durch die zusammengesetzte, nämlich durch die wegen der Präcession desselben corrigirte. Durch die ausgeglichene Bewegung der Breite endlich erhalten wir aus der siebenten und letzten Spalte des Verzeichnisses die Grade der Breite, um welche der Mond von der Ekliptik absteht. Diese Breite wird aber dann nördlich sein, wenn die Bewegung der Länge[1] auf der ersten Seite der Tafel steht, d. h. wenn sie kleiner als 90° oder grösser als 270° ist; sonst ergiebt sich eine südliche Breite. Und demnach steigt der Mond von Norden herab bis 180°, und erhebt sich von jener südlichen Grenze, bis er die andere Hälfte des Kreises durchlaufen hat. Auf diese Weise hat der erscheinende Mondlauf gewissermaassen ebensoviel um den Mittelpunkt der Erde auszuführen, als der Mittelpunkt der Erde um die Sonne.

Anmerkungen [des Übersetzers]

  1. [46] 313) In allen Ausgaben steht zwar „latitudinis“, es giebt dies aber keinen Sinn und muss unzweifelhaft „longitudinis“ heissen.