sich uns näherte, und nach folgerichtigem Schlusse müssten sich die Parallaxen in der kleinsten und grössten Entfernung um ungefähr das Doppelte von einander unterscheiden. Wir sehen aber, dass die Parallaxen, welche den Quadraturen des zunehmenden und abnehmenden Mondes entsprechen, selbst im Perigeum des Epicykels, sich sehr wenig oder gar nicht unterscheiden, von denen, welche bei Sonnen- und Mond-Finsternissen eintreten, wie wir an seiner Stelle hinlänglich erweisen werden. Am meisten beweist den Irrthum der Körper des Mondes selbst, welcher aus gleichem Grunde, seinem Durchmesser nach doppelt so gross oder doppelt so klein gesehen werden müsste. Da sich aber die Kreise wie die Quadrate ihrer Durchmesser verhalten, so müsste der Mond, wenn er in den Quadraturen der Erde am nächsten stände, viermal so gross erscheinen, als wenn er in seiner Opposition mit der Sonne voll wäre; und wenn er mit seiner Hälfte schiene, müsste er nichts desto weniger zweimal so hell scheinen, als wenn er voll wäre. Wenn Jemand, obgleich das Gegentheil hiervon für sich klar ist, dennoch mit dem blossen Augenscheine sich nicht begnügen, sondern dies durch das Hipparchische Diopter, oder durch andere Instrumente, mittelst welcher der Durchmesser des Mondes gemessen wird, untersuchen wollte, der würde finden, dass sich derselbe nur um so viel unterscheidet, als es der Epicykel, ohne jenen excentrischen Kreis verlangt. Deshalb nahmen Menelaus und Timochares bei ihren Untersuchungen der Fixsterne durch den Ort des Mondes keinen Anstand, immer denselben Durchmesser des Mondes anzuwenden, nämlich die Hälfte eines Grades, indem der Mond meist so viel einzunehmen scheint.
So scheint denn in der That der Kreis, durch welchen der Epicykel grösser oder kleiner erscheint, kein excentrischer zu sein, sondern einer andern Art von Kreisen anzugehören. Es sei nämlich ein Epicykel, welchen wir den ersten und grössern nennen wollen, sein Mittelpunkt ; von dem Mittelpunkte der Erde, welcher in liegt, werde die grade Linie bis zur grössten Abside des Epicykels verlängert; um diesen Punkt werde ein anderer kleinerer Epicykel beschrieben; und Alles dies liege in derselben Ebene der schiefen Mondbahn. Es bewege sich rechtläufig, dagegen rückläufig, und der Mond von aus im oberen Theile von wieder rechtläufig; und zwar nach der Regel, dass, während die Linie mit dem mittleren Orte der Sonne zusammenfällt, der Mond immer dem Mittelpunkte am nächsten, d. h. in sich befindet, in den Quadraturen dagegen am entferntesten, also in . Wenn man dies zum Grunde legt, so behaupte ich, stehen die Monderscheinungen damit im Einklange. Es ergiebt sich nämlich, dass der Mond den kleinen Epicykel zweimal in einem Monate durchläuft, in welcher Zeit einmal zur Sonne zurückkehrt; und der Neu-
Nicolaus Copernicus: Nicolaus Coppernicus aus Thorn über die Kreisbewegungen der Weltkörper. Ernst Lambeck, Thorn 1879, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kreisbewegungen-Coppernicus-0.djvu/225&oldid=- (Version vom 7.3.2017)