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Nicolaus Copernicus’ Kreisbewegungen.
Viertes Buch.

Nachdem wir in dem vorigen Buche, soviel unsere schwache Kraft vermochte, die Erscheinungen auseinander gesetzt haben, welche wegen der Bewegung der Erde um die Sonne stattfinden; und da es nun unsere Aufgabe ist, die Bewegungen aller Wandelsterne aus derselben Ursache herzuleiten: so mag jetzt der Lauf des Mondes zur Sprache kommen, und zwar deswegen, weil durch ihn, der am Tage und an der Nacht betheiligt ist, die Oerter der Sterne vorzüglich gemessen und untersucht werden; ferner weil von Allen er allein seine, freilich gleichfalls ungleichmässigen, Bewegungen im Ganzen auf den Mittelpunkt der Erde bezieht, und der Erde am verwandtesten ist, und daher an ihm, nichts von der Bewegung der Erde, ausser etwa der täglichen, bemerkt wird; so dass man aus diesem Grunde um so mehr geglaubt hat, die Erde sei der Mittelpunkt der Welt, und der gemeinsame Mittelpunkt aller Bewegungen. Wir werden zwar bei der Ableitung des Mondlaufes, insofern er um die Erde vor sich geht, von den Meinungen der Alten uns nicht entfernen, müssen aber noch einiges Andere anführen, was wir von den Alten nicht empfangen haben, was mehr im Einklange steht, und wodurch wir die Mondbewegung, so viel als möglich sicherer feststellen.

Capitel 1.
Die Hypothesen der Mondkreise nach der Ansicht der Alten.

Der Mondlauf hat das Eigenthümliche, dass er nicht den mittleren Kreis der Zeichen beschreibt, sondern einen eignen geneigten Kreis, welcher jenen in zwei gleiche Hälften theilt, und von jenem wiederum selbst geschnitten wird, wodurch er in beide Breiten übergeht. Dies verhält sich fast so, wie die Sonnenwenden bei der jährlichen Bewegung, so dass das, was für die Sonne das Jahr, für den Mond der Monat ist. Die mittleren Schnittpunkte der Ekliptik werden von Einigen Knoten genannt, und die Conjunctionen und Oppositionen von Sonne und Mond, wenn sie mit diesen zusammentreffen, heissen ekliptische; es sind beiden Kreisen keine andern