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hat; dass diese Form bei officiellen Anlässen aber die allein von ihm gebrauchte Form ist.

3. Diesem Ergebnisse entsprechen auch die Namensformen, welche von den Freunden des grossen Mannes, welche ferner in nicht eigenhändig unterzeichneten Schriftstücken, bei denen er aber als Zeuge aufgeführt ist, oder als Bittsteller, Antragsteller etc. auftritt, gebraucht sind.

Die älteste solcher Notizen, welche Coppernicus selbst betrifft, ist die Einzeichnung desselben in das Album der deutschen Nation zu Bologna von 1496: „Nicolaus Kopperlingk de Thorn“; dann folgt die Einzeichnung in das Verzeichniss der Inhaber der Numerarcanonicate zu Frauenburg: „Nicolaus Coppernik.“ Ich kann natürlich hier nicht in derselben Weise alle diese Namensformen aufführen, sondern bemerke nur, dass nach den Regesten Hiplers[1] während der Lebenszeit des Coppernicus das Doppel-p 69 mal, das einfache p dagegen 9 mal vorkommt. Erst nach dem Tode des Coppernicus schleicht sich, veranlasst durch die nicht von Coppernicus selbst, sondern von Rheticus besorgte Ausgabe der Revolutionen, nach und nach die Schreibung des Namens mit einem p ein. Wie Coppernicus selbst sich drucken liess, wissen wir aus der Uebersetzung des Theophylaktus Simokatta. Alle Urkunden über Coppernicus, seine sämmtlichen Briefe, die von ihm besessenen Bücher u. s. w. sind erst in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts wieder aufgefunden. Erst seit jener Zeit war es also möglich wirklich eine Entscheidung über die richtige Namensform des Coppernicus zu treffen. Wie dieselbe ausfallen musste, wenn jemand die Sache ernstlich in Angriff nahm, ist nicht zweifelhaft.

Welche Gründe Rheticus veranlassten den Namens seines Lehrers zu verstümmeln, wissen wir nicht. Vielleicht hielt er das Doppel-p in lateinischen Wörtern für nicht gerechtfertigt, dachte also nicht an Worte, wie lippus, cippus, mappa, lippitudo u. s. w.

Fassen wir die Resultate unserer Untersuchung zusammen, so können wir die Behauptung aussprechen:

Sowohl die Familie, aus der Coppernicus entsprang, wie Coppernicus selbst, werden von Urkunden und in eigenhändigen Unterschriften fast ausnahmslos mit Doppel-p geschrieben. Es ist daher die Form Coppernicus für den Namen des Astronomen, die Form Koppernigk für die Familie desselben die einzig berechtigte.
Thorn, April 1879.
M. Curtze.

  1. Spicilegium Copernicanum S. 266 — 292. Siehe auch meine Ergänzungen dazu: Inedita Coppernicana. S. 69 — 70.
Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Copernicus: Nicolaus Coppernicus aus Thorn über die Kreisbewegungen der Weltkörper. Ernst Lambeck, Nürnberg und Thorn 1879, Seite XVI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kreisbewegungen-Coppernicus-0.djvu/22&oldid=- (Version vom 1.8.2018)