Seite:Knortz-Ein amerikanischer Diogenes (Henry D.Thoreau).djvu/12

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

war er schlecht zu sprechen; er verglich sie mit dem trojanischen Pferde, dessen Bemannung nur Unglück bringt.

Als Alcott den Versuch machte, eine nach den Principien des Transcendentalismus geleitete kommunistische Kolonie zu gründen, suchte er unter Anderen auch seinen Freund Thoreau zum Eintritt in dieselbe zu bewegen, stieß jedoch bei ihm auf entschiedenen Widerstand. Lieber wollte er, schrieb er damals in sein Tagebuch, als Junggeselle in der Hölle leben. Dafür aber gründete er eine „Kolonie“ für sich.

1845 nahm sich Thoreau vor, seinen langgehegten und wohlerwogenen Vorsatz, auf längere Zeit das Leben eines modernen Einsiedlers zu führen, endlich zu verwirklichen und sich am Walden Pond, einem 1 1/2 Meilen von Concord gelegenen See, der eine Fläche von 61 Acker bedeckte, anzusiedeln. „Meine Mitbürger,“ schrieb er damals, „werden mir schwerlich ein öffentliches Amt übertragen, und ich bin daher gezwungen, mir mit meinen spärlichen Mitteln ein Privatgeschäft zu gründen.“ Und dieses Privatgeschäft bestand in philosophischen Betrachtungen, die er dann und wann zur Fristung seines Lebens durch allerlei Frohnarbeiten unterbrach.

Der Waldensee wird von verborgenen Quellen gespeist und hat auch keinen sichtbaren Abfluß; sein Wasser ist so klar, daß man bis zu einer Tiefe von 30 Fuß hineinsehen kann. Zur Zeit Thoreau’s war er mit dicht bewaldeten Hügeln umgeben, in welchen sich häufig Justizflüchtlinge aufhielten. Der Grund und Boden, auf den Thoreau seine Hütte stellte, gehörte Emerson.

Ende März des vorhin genannten Jahres borgte sich also Thoreau Alcott’s beste Axt, die dieser wie seinen Augapfel schätzte, hieb einige mächtige Tannenbäume um und bearbeitete sie zu Balken und Pfosten. Dann kaufte er einige Bretter von einem in der Umgebung wohnenden Irländer und nun ging es an das Aufstellen der Hütte, wobei er von den Schwärmern

Empfohlene Zitierweise:
Karl Knortz: Ein amerikanischer Diogenes (Henry D. Thoreau). Verlagsanstalt und Druckerei A.-G., Hamburg 1899, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Knortz-Ein_amerikanischer_Diogenes_(Henry_D.Thoreau).djvu/12&oldid=- (Version vom 1.8.2018)