Seite:Klaus lehranstalt 12.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

weniger haben Höchst dieselbe die Besoldung eines weiteren Zeichenmeisters auf 300 fl. in Geld, 6 Klafter Holz und 6 Malter Dinkel gnädigst festgesetzt. Was aber die Ernennung dieses Lehrers anbelangt, so ist sich vor der Hand um ein taugliches Subjekt umzusehen und seiner Zeit von der Behörde die weitere unterthänigste Anzeige darüber zu erstatten.“

Esslingen, den 21ten Juli 1803.

Kurfürst: Organitations Commission
Eb: Wächter, Oberamtmann zu Marbach.

In einer Eingabe an den Kurfürsten vom Tage zuvor, 20. Juli 1803, welche sich im K. Staatsarchiv befindet, sagt diese Kommission: „Die Besoldung des ersten Zeichenlehrers glaubte man um deswillen auf ungefähr 400 fl. setzen zu müssen, weil es ausserdem schwer fallen dürfte, einen tüchtigen Mann, der aus der Ferne zu beschreiben ist, für diese den Fabrikanten in Gmünd so wichtige Stelle zu erhalten.“ Als erster Zeichenlehrer wurde von der Württb. Regierung an die Gmünder Lateinschule[1] im Jahre 1803 durch Dekret vom 14. Aug. Joh. Sebald Baumeister von Augsburg berufen. (S. das Nähere über diesen in dem Aufsatz des Verf. „Gmünder Künstler“ Württb. Vierteljahrsh. 1896 Heft 3 und 4 S. 321 f.)

Dann folgt eine Besoldungsliste für die Kirchen und Schuldiener und sub C. heisst es Schulwesen: Lateinische Schule wird von den Franziskanern versehen, welche dafür erhalten 150 fl., Holz,

6 Klafter buchen
3      " tannen.

Für die Elemente wäre der Dominikaner Schunter noch anzustellen und ihm eine Besoldung zu geben von 300 fl., Holz 4 Klafter.

Französische Schule. Sprachmeister neben dem gemeinsamen Schulgeld 50 fl., 2 Malter Dinkel, 2 Klafter Holz

Der französische Sprachmeister hiess Hönig. Derselbe kam 1800 nach Gmünd und bat anfänglich bloss bei dem Reichstädtischen Magistrat um Schutz für sich und seine Familie und um Erlaubnis, Privatunterricht in der französischen Sprache erteilen zu dürfen welche er auch, aber ohne Besoldung, erhielt. Nachher bat Hönig um etwas Holz und Früchte, um sich fortbringen zu können. Diese Bitte wurde ihm gewährt, so dass er jährlich 2 Malter Dinkel und 2 Klafter Holz bekam, wofür er täglich eine Stunde Unterricht in der französischen Sprache zu erteilen hatte, gegen ein Monatsgeld von 30 kr. von jedem Schüler. Bei der neuen Organisation 1803 wurde die Besoldung belassen und noch 50 fl. hinzugefügt. Weil sich aber Hönig wieder beschwerte, so wurde ihm von der Schulkommission eine Besoldung von 150 fl. in Geld, 4 Malter Früchte und 6 Klafter Holz ausgeworfen und diese Besoldung von dem Oberlandes-Oekonomie-Collegio in Ellwangen gutgeheissen, dabei aber bestimmt, dass er 6 Stunden wöchentlich für die Knaben und 6 Stunden für die Mädchen Unterricht zu geben und von jedem Schüler 24 kr. monatlich zu beziehen habe. Mit diesem Einkommen war Hönig eine Zeit lang zufrieden, so lange er mehrere Schüler hatte. Allein da Hönig zu viel Anhänglichkeit an die Napoleonische Regierung und deren Grundsätze zeigte und sich öfters unbescheidener Reden bediente, so verlor er bei den hiesigen Einwohnern vieles von seinem Kredit. Die Anzahl seiner Schüler wurde immer kleiner und der Unterricht der Mädchen hörte ganz auf.

Von Guardian Pius Lang liegt noch der Schulbericht vor, den er unter der Württb. Regierung erstattete, leider ohne Datum. Derselbe ist nicht ohne Interesse, weswegen wir ihn hier wiedergeben.

„Um die Uebersicht der befohlenen Schuleinrichtung auch von seiten des hiesigen Gymnasiums ganz vollständig zu machen, habe ich die Ehre, die an mich erlassenen Fragen also zu beantworten.

A. Zeither waren jedes Jahr drei P. Professores angestellt, wofür unser Kloster jedesmal 150 fl. an Geld und 9 Klafter Holz erhielt.

B. Der erste Professor gab Rhetorik und die Dichtkunst, der 2te Gross- und Klein-Syntax samt der lat. Anleitung zum Briefeschreiben und Versemachen, der 3te aber die 1te und 2te Grammatik nach dem Bröderischen Schulbuche. In der Rhetorik und Syntax lehrte man zeither nach dem österreichischen Schulbuche. Nebst der lat. Sprachlehre wurden in jeder Schule noch folgende Gegenstände nach bestimmten Abteilungen behandelt, als christlicher Unterricht, Natur, Bibel und Weltgeschichte, Himmels- und Erde-Beschreibung, Rechenkunde, Anleitung zur deutschen Sprachlehre und Verskunde. Zur Uebersetzung hatten wir in der Rhetorik den Cicero, Virgil und Horatius, in der Syntax die Briefe des Cicero, den Ovid und das Schulbuch, in der Grammatik den Cornelins Nepos und die Sammlungen des Bröders.

C. Die Schulzeit war am Montag, Mittwoch und Freitag jeden Morgen von 8 bis 10 Uhr, nachmittag aber von 1 bis 4 Uhr, wo jedesmal von 2 bis 4 Uhr pro loco geschrieben wurde. Am Dienstag, Donnerstag und Samstag war die Morgenschule wie an obigen Tagen, nur dass an beiden ersteren nachmittag Vakanz, an den letzteren aber sowie an jedem Feierabend nur bis 3 Uhr Schule, wo dann allezeit repetiert und geistliche Vorlesung gehalten wurde. Nach Ostern war jeden Dienstag und nach Pfingsten auch noch jeden Donnerstag ein Vakanztag, fiel aber ein Feiertag darauf, so wurde an beiden Tagen auch wie sonst Schule gehalten.

D. Da nun obige Schulbücher nicht mehr zu haben und auch dem wirklichen Zeitgeiste kaum mehr anpassend sind, so mag nach unser aller Einsicht vor allem andern der zeitherige Schulplan

a) nach wirklichem Geschmacke ganz verbessert und unser ganzes Gymnasium mit neuen Schulbüchern versehen werden. Zu diesem Ende sollte auch jeder P. Professor mit seinen Zöglingen aufsteigen und nicht, wie zeither, alle Jahr verändert werden, indem dabei manches Subject zurückbleibt.

b) Weil dann auch wirklich manche studieren, die weder Kopf noch Aussicht haben, so wünschen wir recht sehr, man möchte bei Eröffnung des nächsten Schuljahrs eine genaue Prüfung hierüber anstellen, und nur die Fähigen noch nach ihrem Schulrange aufsteigen lassen. Würde dann diese Prüfung von der neuen


  1. Vorlage Lateinschnle