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war, schnitten sie den Schnürriemen entzwei: da fieng es an ein wenig zu athmen, und ward nach und nach wieder lebendig. Als die Zwerge hörten was geschehen war, sprachen sie, „die alte Krämerfrau war niemand als die gottlose Königin, hüte dich, und laß keinen Menschen herein, wenn wir nicht bei dir sind.“

Das böse Weib aber, als es nach Haus gekommen war, gieng vor den Spiegel, und fragte

„Spieglein, Spieglein an der Wand,
wer ist die schönste im ganzen Land?“

Da antwortete er wie sonst

„Frau Königin, ihr seid die schönste hier,
aber Sneewittchen über den Bergen
bei den sieben Zwergen
ist noch tausendmal schöner als ihr.“

Als sie das hörte, lief ihr alles Blut zum Herzen, so erschrak sie, denn sie sah wohl daß Sneewittchen wieder lebendig geworden war. „Nun aber,“ sprach sie, „will ich etwas aussinnen, das dich zu Grunde richten soll,“ und mit Hexenkünsten, die sie verstand, machte sie einen giftigen Kamm. Dann verkleidete sie sich, und nahm die Gestalt eines andern alten Weibes an. So gieng sie hin über die sieben Berge zu den sieben Zwergen, klopfte an die Thüre, und rief „gute Waare feil! feil!“ Sneewittchen schaute heraus, und sprach „geht nur weiter, ich darf niemand hereinlassen.“ „Das Ansehen wird dir doch erlaubt sein,“ sprach die Alte, zog den giftigen Kamm heraus, und hielt ihn in die Höhe. Da gefiel er dem Kinde so gut, daß es sich bethören ließ, und die Thüre öffnete. Als es den Kamm erhandelt hatte, sprach die Alte „nun

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1843). Göttingen 1843, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1843_I_314.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)