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nun leicht vor dem Könige seine Unschuld beweisen, und da dieser sein Unrecht wieder gut machen wollte, erlaubte er ihm sich eine Gnade auszubitten, und versprach ihm die größte Ehrenstelle, die er sich an seinem Hofe wünschte.

Der Diener schlug alles aus, und bat nur um ein Pferd und Reisegeld, denn er hatte Lust die Welt zu sehen, und eine Weile darin herum zu ziehen. Er machte sich auf den Weg, und kam eines Tags zu einem Teich, da bemerkte er drei Fische, die sich im Rohr gefangen hatten, und nach Wasser schnappten. Da er die Thiersprache verstand, so hörte er wie sie klagten daß sie so elend umkommen müßten. Weil er ein mitleidiges Herz hatte, so stieg er vom Pferde ab, und setzte die drei Gefangenen wieder ins Wasser. Sie zappelten vor Freude, und riefen ihrem Erretter zu „wir wollen dirs gedenken und dirs vergelten.“ Er ritt darauf weiter, und nach einem Weilchen kam es ihm vor als hörte er zu seinen Füßen in dem Sand eine Stimme. Er horchte und vernahm wie sich ein Ameisenkönig beklagte, „wenn uns nur die Menschen mit den plumpen Thieren vom Leib blieben! da tritt mir das ungeschickte Pferd mit seinen schweren Hufen meine Leute ohne Barmherzigkeit nieder!“ Er lenkte auf einen Seitenweg ein, und der Ameisenkönig rief ihm zu „wir wollen dirs gedenken und dirs vergelten.“ Da führte ihn der Weg in einen Wald, und er sah zwei Rabeneltern, die standen bei ihrem Nest, und warfen ihre Jungen heraus. „Fort mit euch, ihr Galgenschwengel,“ riefen sie, „wir können euch nicht mehr satt machen, ihr seid groß genug und könnt euch selbst ernähren.“ Die armen Jungen lagen auf der Erde, flatterten und schlugen

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1843). Göttingen 1843, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1843_I_108.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)