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„Wenn du es nicht gethan hast, so bist du die rechte Braut nicht“ sagte er. Da half sie sich und sprach

„mut herut na myne Maegt,
de my myn Gedanken draegt.“

Sie gieng hinaus und fuhr die Jungfrau Maleen an, „Dirne, was hast du zu dem Brennesselbusch gesagt?“ „Ich sagte nichts als

Brennettelbusch,
Brennettelbusch so klene,
wat steist du hier allene?
Ik hef de Tyt geweten,
da hef ik dy ungesaden
ungebraden eten.“

Die Braut lief in die Kammer zurück und sagte „jetzt weiß ich was ich zu dem Brennesselbusch gesprochen habe,“ und wiederholte die Worte, die sie eben gehört hatte. „Aber was sagtest du zu dem Kirchensteg, als wir darüber giengen?“ fragte der Königssohn. „Zu dem Kirchensteg?“ antwortete sie, „ich spreche mit keinem Kirchensteg.“ „Dann bist du auch die rechte Braut nicht.“ Sie sagte wiederum

„mut herut na myne Maegt,
de my myn Gedanken draegt.“

Lief hinaus und fuhr die Jungfrau Maleen an, „Dirne, was hast du zu dem Kirchsteg gesagt?“ „Ich sagte nichts als

Karkstegels, brik nich,
bün de rechte Brut nich.“

„Das kostet dich dein Leben“ rief die Braut, eilte aber in die Kammer und sagte „jetzt weiß ich was ich zu dem Kirchsteg gesprochen habe“ und wiederholte die Worte. „Aber was sagtest du zur Kirchenthür?“ „Zur Kirchenthür?“ antwortete sie, „ich spreche mit keiner Kirchenthür.“ „Dann bist du auch die rechte Braut nicht.“

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1857). Göttingen 1857, Seite 454. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1857_II_454.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)