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ähnliches Märchen bei Ziska S. 51. Offenbaren Zusammenhang damit hat eine Erzählung der Gesta Romanorum Cap. 68 (unten Nr. 11). Ein Ritter wird arm und ist darüber traurig. Da fängt eine Natter die lang im Winkel seiner Kammer gelebt hatte, zu sprechen an und sagt „gib mir alle Tage Milch und setze sie mir selbst her, so will ich dich reich machen“. Der Ritter bringt ihr nun alle Tage die Milch, und in kurzer Zeit wird er wieder reich. Des Ritters dumme Frau räth aber zum Tod der Natter, um der Schätze willen, die wohl in ihrem Lager sich fänden. Der Ritter nimmt also eine Schüssel Milch in die eine Hand, einen Hammer in die andere und bringts der Natter, die schlüpft aus ihrer Höhle, sich daran zu erlaben. Wie sie nun trinkt, hebt er den Hammer, trifft sie aber nicht, sondern schlägt gewaltig in die Schüssel; worauf sie alsbald forteilt. Von dem Tag an nimmt er an Leib und an Gut ab, wie er vorher daran zugenommen hat. Er bittet sie wieder um Gnade, aber sie spricht „meinst du ich hätte den Schlag vergessen, den die Schüssel an meines Hauptes statt empfangen hat? zwischen uns ist kein Friede.“ Da bleibt der Ritter in Armuth sein Lebelang. Dieselbe Sage in Mones Anzeiger 1837 S. 174. 175. Auch gehört hierher eine andere aus der Schweiz von der Schlangenkönigin (Deutsche Sagen 1, 220). Ein armes Hirtenmädchen wird glücklich, weil es eine Schlange die verschmachten will, mit Milch labt.

II. Aus Hessen. Nach einer andern Erzählung hatte auf einem Bauernhof die Tochter des Hauses das Geschäft die Kühe auf dem Felde zu melken, welche sie deshalb gewöhnlich unter eine Schattenhütte oder in eine Scheune trieb. Als sie einmal melkte, kroch eine große Schlange unter den Dielen hervor. Das Mädchen füllte ein Tröglein, in welches sie oft Milch für die Katzen goß, mit Milch und stellte es der Schlange hin, welche es völlig austrank. Dies wiederholte sie täglich, auch im Winter. Als das Mädchen Hochzeit hielt, und die Gäste fröhlich bei Tisch saßen, kam die Schlange unerwartet in die Stube und legte vor der Braut zum Zeichen ihrer Erkenntlichkeit eine kostbare Krone von Gold und Silber nieder. Damit stimmt eine Überlieferung aus Tirol bei Zingerle S. 106 und nah verwandt ist das Märchen von der Schlangenkönigin bei Vonbun S. 21. 22. In der Niederlausitz (Büschings wöchentliche Nachrichten 3, 343. 345) glaubt man es gebe einen Wasserschlangenkönig welcher eine Krone auf dem Haupte trage, die nicht nur an

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_185.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)