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78.
Der Großvater und der Enkel.

So erzählt Stilling das Märchen in seinem Leben (2, 8. 9.) wie wir es gleichfalls oft gehört haben und wie es in dem Volkslied aus dem Kuhländchen (Meinert I. 106) vorkommt. Sonst wird auch gesagt das Kind habe die Scherben von der irdenen Schüssel aufgelesen und sie für seinen Vater aufheben wollen. Ein alter Meistergesang (Nr. 83 in der Handschrift von Arnim) enthält die Fabel ganz abweichend, und gibt eine Chronik als seine Quelle an. Ein alter König hat seinem Sohn das Reich abgetreten, der ihn aber lebenslang erhalten soll. Der Sohn verheirathet sich, und die junge Königin klagt über den Husten des Alten. Der Sohn läßt den Vater unter die Stiege auf Stroh legen, wo er viele Jahre nicht besser als die Hunde leben muß. Der Enkel wird groß, bringt seinem Großvater alle Tage Essen und Trinken, einmal friert dieser und bittet um eine Roßdecke. Der Enkel geht in den Stall, nimmt eine gute Decke, und schneidet sie in Unmuth entzwei. Der Vater fragt, warum er das thue? „Die eine Hälfte bring ich dem Großvater, die andere heb ich auf, dich einmal damit zu bedecken“. Eine davon verschiedene Bearbeitung enthalten „Zwey schöne Neue Lieder“ (Nürnberg Val. Neuber) in der Meusebach. Bibliothek. Sie beginnt

„Zu Rom ein reicher König saß,
als ich etwan gelesen das.“

und schließt

„das niemandts sein Elten verschmeht,
warnt treulich Jörg Brentel von Elbogen.“

Bei Hans Sachs die halbe Roßdeck 2. 2, 107. 108 Nürnb. Ausg. Wunderhorn 2, 269. Auch eine altdeutsche Erzählung, der Ritter mit dem Kotzen gehört hierher, in Laßbergs Liedersaal 1, 585. Eine andere Darstellung in der Kolotz. Handschr. S. 145 und in Hagens Gesammtabenteuer 2, 391; eine dritte von dem Hufferer daselbst 3, 729. Ein altfranzös. Fabliau (Meon 4, 479. 485) weicht nur wenig ab. Der Sohn verstößt auf Antrieb seiner Frau den alten Vater, der bittet um ein Kleid, das schlägt er ihm ab, dann um eine Pferdedecke, weil das Herz ihm vor Frost zittere. Der Sohn heißt

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_127.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)