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66.
Häsichenbraut.

Aus Buckow im Mekelnburgischen. Es hat Verwandtschaft mit dem Fitchersvogel (Nr. 46). Die Aufzählung der Hochzeitsleute ist aus einer anderen Erzählung des Märchens aufgenommen und erinnert an das wendische Spottlied von der lustigen Hochzeit (Herders Stimmen der Völker S. 139).


67.
Die zwölf Jäger.

Aus Hessen. Er kehrt in vielen Sagen wieder, daß die erste Verlobte vergessen wird (in dem Liebsten Roland, dem Löweneckerchen u. a.), wovon der Grund tief liegt. Wir wollen nur zwei denkwürdige Beispiele anführen, Duschmanta vergißt die Sacontala und Sigurd die Brünhild. Im Pentamerone die Dienstmagd (3, 6).


68.
Der Gaudief un sin Mester.

Aus dem Münsterischen. Aus Wien eine abweichende Erzählung. Ein Zaubermeister suchte sich einen Jungen der nicht schreiben und lesen kann, um ihm zur Hand zu gehen. Er fragt einen, dem er begegnet, „kannst du schreiben und lesen?“ „Ja“, antwortet der Junge. Sagt der Zaubermeister „kannst du schreiben und lesen, so taugst du mir eben nichts“. „Von schreiben und lesen sprecht ihr? da hab ich euch unrecht verstanden; ich glaubte, ihr fragtet „ob ich schreien und essen könnte“, und das versteh ich auch aus dem Grund, aber schreiben und lesen, davon versteh ich nichts“. Denkt der Zauberer „der ist gut für mich“, und weil er ihm sonst gefällt, nimmt er ihn zu sich. Der Junge aber war witzig, verstand beides lesen und schreiben sehr wohl und stellte sich nur dumm an. Mithin bleibt er einige Zeit im Dienst und thut ihm Handlangers Arbeit,

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_117.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)