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ich heim zu meinem Vater gehe, muß ich erst den Fürchtemich sehen“. Da nahm er seinen Stab und gieng zu dem König, der führte ihn zu einer Kanone: die besah der junge Schmied und gieng um sie herum und fragte was das für ein Ding wäre. Sprach der König „stell dich einmal ein wenig zur Seite“, ließ laden und losschießen. Wie es nun den gewaltigen Knall that, rief der junge Schmied „das war der Fürchtemich! jetzt hab ich ihn gesehen!“ und gieng vergnügt nach Haus.

Eine sechste Erzählung ist aus dem Paderbörnischen. Hans spricht allezeit zu seinem Vater er fürchte sich vor nichts auf der Welt. Der Vater will das ihm abgewöhnen und heißt die beiden Töchter Abends sich in das Beinhäuschen verstecken: er wolle den Hans Nachts hinausschicken, da sollten sie, in ein weiß Betttuch eingehüllt, mit Knochen nach ihm werfen, so würde er schon erschrecken. Um elf Uhr spricht der Vater „ich habe so Zahnweh, Hans, geh und hol mir einen Todtenknochen, aber nimm dich in acht, es könnte im Beinhaus spuken“. Wie er nun hinauskommt, werfen ihn die Schwestern mit Todtenköpfen. „We smit mie do?“ ruft Hans, „wen’t noch einmol deust, so saste mol seihn“. Sie werfen noch einmal, da packt er sie und dreht ihnen den Hals um. Dann nimmt er einen Knochen und geht heim damit. „Wie ist dirs gegangen, Hans“, spricht der Vater. „Gud, awerst et wörren do twei witte Dinger, de schmeten mie, awerst ick heve allen den Hals umdrehet“. „O weh“, ruft der Vater, „es waren deine Schwestern, geh gleich fort, sonst mußt du auch sterben“. Hans macht sich auf in die weite Welt und sagt überall „ick heite Hans Fürchtemienig“. Er soll drei Nächte in einem Schloß wachen und es dadurch von den Gespenstern befreien. Der König gibt ihm noch einen Soldaten mit, Hans bittet sich zwei Flaschen Wein und eine Peitsche aus. Nachts wirds so kalt daß es die beiden nicht aushalten können. Der Soldat geht hinaus und will Feuer in den Ofen machen, da drehen ihm die Gespenster den Hals um. Hans bleibt in dem Zimmer und wärmt sich mit Wein. Da klopft es an, Hans ruft „kumm herin, wenn de en Kop hest“. Es kommt niemand, aber es klopft noch einmal, da ruft Hans „kumm herin, wenn de auck kenen Kop hest!“ Da knistert es oben am Balken, Hans guckt hinauf und sieht ein Mäuseloch, daraus fällt ein Töpfchen mit Werg herab, und daraus wird ein Pudelhündchen und das wächst zusehends und wird endlich ein

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_013.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)