auch Ohrfeigen ausgetheilt.“ Der Müller freute sich und sagte nun
wäre die Mühle erlöst, und wollte ihm gern zur Belohnung viel
Geld geben. Er sprach aber „Geld will ich nicht, ich habe doch
genug.“ Dann nahm er sein Mehl auf den Rücken, gieng nach
Haus und sagte dem Amtmann er hätte die Sache ausgerichtet und
wollte nun seinen bedungenen Lohn haben. Wie der Amtmann das
hörte, da ward ihm erst recht angst: er wußte sich nicht zu lassen,
gieng in der Stube auf und ab, und die Schweißtropfen liefen ihm
von der Stirne herunter. Da machte er das Fenster auf nach frischer
Luft, eh er sichs aber versah, hatte ihm der Großknecht einen
Tritt gegeben, daß er durchs Fenster in die Luft hinein flog, immer
fort, bis ihn niemand mehr sehen konnte. Da sprach der Großknecht
zur Frau des Amtmanns „kommt er nicht wieder, so müßt
ihr den anderen Streich hinnehmen.“ Sie rief „nein, nein, ich
kanns nicht aushalten,“ und machte das andere Fenster auf, weil
ihr die Schweißtropfen die Stirne herunter liefen. Da gab er ihr
einen Tritt, daß sie gleichfalls hinaus flog und da sie leichter war,
noch viel höher als ihr Mann. Der Mann rief „komm doch zu
mir,“ sie aber rief „komm du zu mir, ich kann nicht zu dir.“ Und
sie schwebten da in der Luft, und konnte keins zum andern kommen,
und ob sie da noch schweben, das weiß ich nicht; der junge Riese
aber nahm seine Eisenstange und gieng weiter.
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1850). Göttingen 1850, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1850_II_032.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)