Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1840 I 112.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Meer zurück. Da stand er unentschlossen am Ufer, und überlegte was er wohl thun sollte, als er auf einmal drei Fische daher schwimmen sah, und es waren keine anderen, als jene, welchen er das Leben gerettet hatte. Der mittelste hielt eine Muschel im Munde, die er an den Strand zu den Füßen des Jünglings hinlegte, und als dieser sie aufhob und öffnete, so lag der Goldring darin. Voll Freude brachte er ihn dem Könige, und erwartete daß er ihm dafür den verheißenen Lohn gewähren würde. Die stolze Königstochter aber, als sie vernahm, daß er ihr nicht ebenbürtig war, verschmähte ihn, und verlangte er sollte erst eine zweite Aufgabe lösen. Sie gieng hinab in den Garten, und streute selbst zehn Säcke voll Hirsen ins Gras. „Die muß er Morgen, eh die Sonne hervor kommt, aufgelesen haben,“ sprach sie „und darf kein Körnchen fehlen.“ Vergeblich sann der Jüngling wie er diese Forderung erfüllen könnte, er saß traurig im Garten, und erwartete bei Anbruch des Morgens zum Tode geführt zu werden. Als aber die ersten Sonnenstrahlen in den Garten fielen, so sah er die zehn Säcke alle wohl gefüllt neben einander stehen, und kein Körnchen fehlte darin. Der Ameisenkönig war mit seinen viel tausend Ameisen in der Nacht herangekommen, und die dankbaren Thiere hatten den Hirsen mit großer Emsigkeit aufgelesen und in die Säcke gesammelt. Die Königstochter kam selbst in den Garten herab, und sah mit Verwunderung daß der Jüngling vollbracht hatte was ihm aufgegeben war. Aber sie konnte ihr stolzes Herz noch nicht bezwingen, und sprach „hat er auch die beiden Aufgaben gelöst,

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1840). Göttingen: Dieterich, 1840, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1840_I_112.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)