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umgeworfen; die Schüsseln in der Küche waren zerbrochen; Decke und Kissen aus dem Bett gezogen: das war ein Jammer! „Ach,“ rief sie, „der Wolf ist da gewesen und hat meine lieben Kinder gefressen, meine sieben Geiserchen sind todt!“ und fieng an bitterlich zu weinen. Da sprang das jüngste aus der Wanduhr, und rief „eins lebt noch, liebe Mutter,“ und erzählte ihr wie das Unglück gekommen war.

Der Wolf aber, war von der starken Mahlzeit ganz satt und müde geworden, hatte sich draußen auf eine grüne Wiese in den Sonnenschein gelegt, und war eingeschlafen. Die alte Geis aber, die klug und listig war, dachte hin und her wie sie ihre Kinder wohl retten könnte. Endlich kam ihr ein guter Einfall, „nimm Zwirn, Nadel und Scheere“, sagte sie zu dem jüngsten Geislein, „und folge mir.“ Nun giengen sie beide hinaus, und fanden den Wolf, wie er in tiefem Schlafe auf der Wiese lag. „Da liegt das Ungethüm und schnarcht“ sagte die Mutter, und betrachtete ihn von allen Seiten, „zum Abendbrot hat er meine sechs Kindlein hinuntergewürgt, und hat nicht weiter laufen können, und sich da hingestreckt! geschwind gieb die Scheere her, vielleicht sind sie noch am Leben, ich will ihm den Bauch aufschneiden.“ Damit ritzte sie dem Wolf den Bauch auf, und die sechs Geiserchen, die er in der Gier und Hast ganz verschluckt hatte, als sie Luft bekamen, sprangen heraus, hatten keinen Schaden genommen, und freuten sich daß sie aus dem dunkeln Gefängnis erlöst waren. Sie herzten ihre Mutter, aber sie sprach „geht, und tragt große und schwere

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1840). Dieterich, Göttingen 1840, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1840_I_033.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)