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Wind so kalt, daß es trotz des Feuers nicht warm werden wollte. Und als der Wind die Gehenkten gegen einander stieß, das sie sich hin und her bewegten, so dachte er „du frierst unten bei dem Feuer, was mögen die da oben erst frieren und zappeln.“ Und weil er mitleidig war, legte er die Leiter an, stieg hinauf, knüpfte einen nach dem andern los, und holte sie alle siebene herab. Darauf schürte er das Feuer, und blies es an, und setzte sie rings herum, daß sie sich wärmen sollten. Aber sie saßen da, und regten sich nicht, und das Feuer ergriff ihre Kleider. Da sprach er „nehmt euch in Acht, sonst häng ich euch wieder hinauf.“ Die Todten aber hörten nicht, schwiegen, und ließen ihre Lumpen fort brennen. Da ward er bös, und sprach „wenn ihr nicht Acht geben wollt, so kann ich euch nicht helfen, ich will nicht mit euch verbrennen,“ und hieng sie nach der Reihe wieder hinauf. Nun setzte er sich zu seinem Feuer, und schlief ein, und am andern Morgen, da kam der Mann zu ihm, wollte die funfzig Thaler haben, und sprach „nun, weißt du was gruseln ist?“ „Nein,“ antwortete er, „woher sollte ichs wissen? die da droben haben das Maul nicht aufgethan, und waren so dumm, daß sie die paar alten Lappen, die sie am Leibe haben, brennen ließen.“ Da sah der Mann daß er die funfzig Thaler heute nicht davon tragen würde, gieng fort, und sprach „so einer ist mir noch nicht vorgekommen.“

Der Junge gieng auch seines Weges, und fieng wieder an vor sich hin zu reden „ach, wenn mirs nur gruselte! ach, wenn mirs nur gruselte!“ Das hörte ein Fuhrmann, der hinter ihm

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1837). Göttingen: Dieterich, 1837, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1837_V1_022.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)