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Narr, deinem Vater wird ja sein Kind lieber seyn, als die Hüner!“


46.


Fitchers Vogel.


Es war einmal ein Hexenmeister, der war ein Dieb und ging in der Gestalt eines armen Mannes vor die Häuser und bettelte. Da kam ein Mädchen vor die Thüre, und brachte ihm ein Stück Brod; er rührte das Mädchen nur an, da mußte es in seine Kötze springen. Dann trug er es fort und brachte es in sein Haus, da war alles prächtig, und er gab ihm alles, was es wünschte. Darnach sprach er einmal: „ich habe auswärts zu thun, und muß nothwendig verreisen, da hast du ein Ei, das heb sorgfältig auf und trag es beständig bei dir, und da hast du auch einen Schlüssel, aber geh nicht in die Stube, die er aufschließt, bei Lebensstrafe.“ Wie er aber fort war, ging sie doch hin und schloß die Stube auf, und wie sie hineintrat, sah sie in der Mitte ein großes Becken stehen, darin lagen todte und zerhauene Menschen. Sie erschrack so gewaltig, daß das Ei, das sie in der Hand hielt, hineinplumpte; sie nahm es zwar geschwind wieder heraus und wischte das Blut ab, das kam aber den Augenblick wieder zum Vorschein, und sie konnte es nicht herunter

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_200.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)