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blos den Geis hatte er vergessen, da richtete sich der Teufel an, wollte auch schaffen, und machte die Geise, mit feinen, langen Schwänzen. Wenn sie nun zur Weide gingen, blieben sie gewöhnlich mit ihren Schwänzen in den Dornhecken hängen, da mußte der Teufel hineingehen und sie mit vieler Mühe losknüpfen; verdroß ihn zuletzt, war her und biß jeder Geis den Schwanz ab, wie noch heut’ des Tags an den Stümpfen zu sehen ist.

Nun ließ er sie zwar allein weiden, aber es geschah, daß Gott der Herr zusah, wie sie bald einen fruchtbaren Baum benagten, bald die edlen Reben schädigten, bald andere zarte Pflanzen verderbten. Deß jammerte ihn, so daß er aus Güte und Gnaden seine Wölfe dran hetzte, die denn die Geise, so da gingen, bald zerrissen. Wie der Teufel das vernahm, trat er bald vor den Herrn und sprach: „dein Geschöpf hat mir das meine zerrissen.“ Der Herr antwortete: „was hattest du es zu Schaden erschaffen?“ der Teufel sagte: „ich mußte das; gleichwie selbst mein Sinn auf Schaden geht, konnte, was ich erschaffen, keine andre Natur haben, und mußt mir’s theuer zahlen.“ – „Ich zahl’ dir’s, sobald das Eichenlaub abfällt, dann komm, dein Geld ist schon gezählt.“ Als das Eichenlaub abgefallen war, kam der Teufel und forderte seine Schuld. Der Herr aber sprach: „In der Kirche zu Constantinopel steht eine hohe Eiche, die hat

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_289.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)